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Gifttourismus boomt

■ Größte Giftmüllproduzenten haben Basler Konvention noch nicht ratifiziert

Montevideo (taz/dpa) – Immer häufiger wird Giftmüll aus den Industrienationen ins Ausland transportiert. Vor allem Entwicklungsländer, die dringend Geld brauchen, nehmen die gefährlichen Abfälle ab, sagte der Direktor des UNO-Umweltprogramms (UNEP), Mostafa Tolba, am Montag in Piriapolis in Uruguay. Dort findet zur Zeit die erste Konferenz nach Verabschiedung der Basler Konvention über Export und Lagerung gefährlicher Abfälle im Jahr 1989 statt.

Jährlich werden schätzungsweise 300 bis 400 Millionen Tonnen gefährlichen Mülls produziert, Tendenz steigend, sagte Tolba. Die Ausfuhren stiegen in dem Maße, in dem die Industriestaaten schärfere Gesetze erlassen, die die Endlagerung in den nationalen Grenzen extrem kostspielig werden lassen. Außer Frankreich hat noch kein EG-Land die Basler Konvention unterzeichnet, die die Kontrolle von Giftmülltransporten und -beseitigung vorsieht. Und auch die USA, die mit 265 Millionen Tonnen im Jahr am meisten zum Giftberg beitragen, und Japan haben den Vertrag bisher nicht ratifiziert.

Greenpeace-Vertreter Kevin Stairs konstatierte ebenfalls eine „dramatischen Zunahme“ des Mülltransportes seit Verabschiedung der Basler Konvention. Allein im letzten Jahr entdeckte die Umweltorganiosation 74.000 Tonnen giftiger Abfälle, die aus Westeuropa und den USA in Albanien, Namibia, den Philippinen, Indonesien, Brasilien, Mexiko und China abgeladen wurden. Früher galt die DDR als größter Giftmüll-Abladeplatz der Welt.

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