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Mit Reichskriegsflagge ins BDI-Präsidium

■ Dasa-Manager Dersch gewählt

Berlin (taz/AP) – Karl Dersch, Liebhaber der Reichskriegsflagge und nazideutscher Raketentechnik, ist am späten Montag abend ins Präsidium des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) gewählt worden. Der 57jährige Dersch, im Hauptberuf Marketingchef der Daimler-Tochter Dasa, sei nur in seiner Eigenschaft als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) gewählt worden, so eine BDI-Sprecherin entschuldigend.

Dersch war erstmals im Frühjahr als Liebhaber alter Militaria aufgefallen. Der Dasa-Manager hatte eine Feierstunde zum 50. Jahrestag des Abschusses der V2-Rakete in Peenemünde an der Ostsee organisiert und auch nach Protesten nicht abblasen wollen. Mit diesen Raketen waren im Zweiten Weltkrieg britische Großstädte bombardiert worden. Mehrere tausend Menschen waren den Nazi-Raketen zum Opfer gefallen.

Am Wochenende war bekanntgeworden, daß Dersch im Garten seiner Münchner Villa hin und wieder die Reichskriegsflagge hißt. Die Reichskriegsflagge wird von Skinheads und Neonazis bei ihren gewalttätigen Ausschreitungen gegen Ausländer häufig mitgeführt. Dasa-Vorstandsvorsitzender Jürgen Schrempp forderte Dersch in scharfer Form auf, den Vorfall aufzuklären. Auch Daimler-Chef Edzard Reuter hat Dersch um eine Erklärung gebeten. Der SPD-Politiker Wolf-Michael Catenhusen forderte den Manager zum sofortigen Rücktritt auf.

Die Industrieverbände zeigten sich gestern noch nicht sensibilisiert. Der BDLI-Sprecher Peter Althammer erklärte: „Wir sehen das als Verband als Privatsache des Präsidenten.“ Von Diskussionen um einen Rücktritt Derschs sei der Geschäftsstelle des Verbandes nichts bekannt. Der BDLI hatte Dersch Ende März 92 zum Präsidenten gewählt. Der BDI veröffentlichte gestern ungerührt eine Erklärung, in der es heißt: „Wir brauchen Offenheit zu unseren Nachbarn in Europa und der ganzen Welt.“ Die werden's danken. ten

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