: Neu im Kino: City of Hope
Neu im Kino:
City of Hope
Korruption, Seilschaften, Rassismus _ die Welt sieht düster aus im jüngsten Werk von John Sayles, der als Hoffnungsträger des unabhängigen amerikanischen Films gilt. In Hudson City, einem „Eine-Million- Menschen-Dschungel“ in New Jersey, USA, gehorchen Politik und Macht einem einzigen Gesetz: „Eine Hand wäscht die andere“. Im Interesse japanischer und New Yorker Investoren wird ein Straßenzug in der Slumsiedlung L-Street erst durch Strom- und Müllabfuhrsperre heruntergewirtschaftet und dann buchstäblich ausgeräuchert. Zwei Menschen sterben, etliche werden obdachlos, und nebenbei werden private Rechnungen beglichen. Drehbuchautor, Regisseur und Darsteller Sayles erzählt in nicht weniger als 130 Filmminuten und mit nicht weniger als 37 Sprechrollen von Bestechlichkeit, die auch unter denjenigen lauere, die sich Privilegien erst erkämpfen müssen, den Schwarzen.
Ob angesichts solcher Abgründe noch „wahre Liebe“ möglich ist, mag der geneigte Cineast vor dem Hintergrund langer Hollywood-Erfahrung nurmehr hoffen. Tatsächlich finden inmitten all des Bösen zwei Liebende zueinander: Nick und Angela, er der rebellierende, halbkriminelle Sohn des bestechlichen Bauunternehmers Joe, sie die leidende Exfrau eines brutalen Polizisten und liebende Mutter eines autistischen Sohnes.
John Sayles, Verehrer von Altmeister Robert Altman, hat sich zu viel vorgenommen. Den amerikanischen Seifenopern Marke Hollywood hat er den Kampf angesagt. Die Mittel, derer er sich bedient, unterscheiden sich indes nur wenig von den Klischees, wie sie Vorbild Altman in seiner bitterbösen Hollywood-Satire „The Player“ so treffend karikierte. Sex, Gewalt und Liebeskitsch — die gängigen Bedürfnisse der Leinwandfetischisten werden bedient, nur das Happy End verweigert uns Sayles. Und leider auch die Spannung. Wir erfahren, was wir seit jeher wissen: Die Welt ist schlecht. „Praktisch stehen die angesprochenen Skandale jeden Tag in der Zeitung“, kommentierte Sayles. Eben. Hollywood- Fiktion und „Wirklichkeit“: „City of Hope“ geht zwischen beiden einen allzu vagen Kompromiß ein. Susanne Hagemann
Schauburg, 20.00 und 22.45 Uhr
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