: Gipfeltreffen zweier Aktivisten
■ Matthias Arfmann und Ale Sexfeind präsentieren bei den 'Hörproben– im Logo ihre neuen Projekte
und Ale Sexfeind präsentieren bei den Hörproben im Logo ihre neuen Projekte
Matthias Arfmanns Tag hat 24 Stunden und möglichst 30 Minuten. Die nutzt er für Hin- und Rückwege, für Verabredungen und zum Zähneputzen. Über den Tag konzentriert sich Arfmann am Mischpult seines Knochenhaus-Studios oder gibt Interviews anläßlich des Erscheinens seiner ersten Solo-LP Inner Ear. Wie Frank Zappa hat er nichts für Ferien übrig.
Arfmann ist Mittelsmann und Mitkonzeptor von einem halben Dutzend Projekten, denen er jeweils einen Pop- oder Kunstappeal unterschiebt. Nachdem er den größten Teil der 80er Jahre mit den Kastrierten Philosophen verbracht hat, verlegt sich Arfmann seit etwa drei Jahren auf Unternehmen unterschiedlichster Richtung. Projekt für Aufnahme warf der Multi-Instrumentalist Lassos über eine sich bald zur Clique zusammenraufenden Musiker-Gruppe.
Locker vom Unterkiefer beschreibt Arfmann seine Arbeit. Neben der Produzenten-Tätigkeit für den New Yorker Rapper Eric IQ Gray (“... und dann machte ich noch..“) kümmert er sich um die Vollendung der ersten LP des Cover-Projekts Heroina ( “... Hast du endlich unsere Scheiß-Platte gehört...“ ). Das Vermitteln zwischen den Idiosynkraten der Jazz- Psychedeliker von The Cocoon nimmt ihn ebenso in Anspruch wie die Beratung bei der Arbeit an dem Solo-Album der Genossin von den Kastrierten Philosophen, Katrin Achinger.
Nicht nur die geteilte Auffassung einer Arbeitsweise auf mehreren Ebenen hat Arfmann mit Ale Sexfeind und dessen Buback-Label zusammengeführt. Gemeinsamkeiten entdeckten beide auch in der doppelten musikalischen Initialzündung, die Punk Ende der 70er und Hip Hop seit Mitte der 80er hinterlassen hat. Das Verständnis mündete vor einiger Zeit in die Verabredung zur Erstellung eines Samplers mit Stücken von Hamburger Hip-Hop-Bands, aufgenommen jeweils an einem Tag in Arfmanns Studio, veröffentlicht auf Sexfeinds Lable.
Der ehemalige Schlagzeuger der Goldenen Zitronen trommelt mittlerweile für das Rudolf-Brauer-Sextett und produziert dort „‘ne Mischung aus Phylopitheken-Jazz und Wandervogel-Metal“ (Konzertbesucher). Das Trio wirbt auf Plakaten mit Slogans wie „Ich lebe gesund, ich esse nur Vegetarier“, und konnte kürzlich bei einem Auftritt im Alabama-Kino enthusiastische Reaktionen bis kurz vor Saalräumung ernten. Nach den Worten Sexfeinds soll die Debut-LP in dessen Wohnzimmer aufgenommen werden.
Das Instrumentarium des RBSs beschränkt sich auf eine Akustik- Gitarre, ein paar Trommeln und ein Mikrophon. Grundidee fürs Line-Up war allerdings kein Wunsch nach Reduktion, als vielmehr die Auflage für den Gitarristen Brauer, nur mit einem akustischen Instrument mitspielen zu dürfen. Die
1Vorgabe hat sich als ideal zur Unterstützung der Texte des Sängers Damkowski erwiesen. Bei Konzerten macht Damkowski regelmäßig eine Metamorphose zur Agitationsschleuder durch. Zur Vollständigkeit: Sexfeind ist noch bei dem Mod-Metal-Quintett Daisy Chain beschäftigt und fungiert als Mitherausgeber der Zeitschrift 17 Grad
1Celsius.
Logo-Besucher dürfen sich auf das Gipfeltreffen zweier Hamburger Aktivisten freuen. Einen Vorgeschmack gibt bereits ein in der Zeitschrift Heaven Sent abgedrucktes Gespräch über Hip Hop, Hamburg und Haltungen.
Kristof Schreuf
8.12., Logo, 21 Uhr
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