: Sind zwei Töpfe nur alte Zöpfe?
■ Zehn Jahre Film Fonds im Medienhaus gefeiert / Kulturbehördenpläne abgebügelt
im Medienhaus
gefeiert/Kulturbehördenpläne abgebügelt
Vom hohen Balkon begrüßte Hamburgs Zweiter Bürgermeister und Wirtschaftssenator Hans-Jürgen Krupp am Mittwochabend etwa 200 Gäste zum zehnjährigen Jubiläum des Film Fonds Hamburg im Medienhaus an der Friedensallee. Sein Resümee der bisherigen wirtschaftlichen Filmförderung: „Die Arbeit der zurückliegenden zehn Jahre kann sich sehen lassen.“
Auch freute sich der gesetzte Sozialdemokrat über den Erfolg eines jüngst geförderten Films: Der kleene Punker von Michael Schaak, den in den ersten Wochen über 200000 Besucher sahen. Doch neben wirtschaftlichen Erfolgsaussichten will man auch die Qualität groß schreiben, und Krupp meldete stolz: „München und Berlin haben uns beneidet um die vielen Auszeichnungen für Filme, die von uns gefördert worden sind.“ Aber in einer Situation, da „gewonnenes Terrain“ in der Filmproduktionslandschaft im Wettbewerb der Standorte verteidigt werden müsse, führe die regelmäßige Wiederholung der Debatte um die Filmförderung in Hamburg nur zur „Schadenfreude der Wettbewerber in Berlin, Düsseldorf und München“.
Für den neuesten Knall in der Diskussion hatte in der vergangenen Woche die Kulturbehörde mit dem Vorschlag gesorgt, die wirtschaftliche und die kulturelle, also vom Filmbüro getragene Filmförderung, unter dem Dach einer Filmkultur-GmbH zusammenzufassen. Das könne nur ein „Gemischtwarenladen“ werden, erklärte Krupp. Wenn jedoch ein ordnungsgemäßes finanzielles Management der Zeisehallen einer GmbH bedürfe, wolle die Wirtschaftsbehörde eine solche GmbH „freundlich unterstützen“.
„Nicht hilfreich“ befand auch der Vorsitzende des Film Fonds, Claus Kühn, die Vorschläge aus der Kulturbehörde. Das duale System habe sich bewährt, wenngleich „gemeinsame Anstrengungen und Verbesserungen möglich und nötig wären“, so Kühn, der seine kleine Rede mit klaren Worten beendete: „Mehr Geld für den Film Fonds!“
Der Vergabeausschuß des Fonds entschied am Mittwoch über die Verteilung von gut 3,5 Millionen Mark an insgesamt sieben Projekte. Den größten Batzen mit 1,6 Millionen Mark staubte das neue Projekt von Gabriel Axel ab. Der Regisseur, der für die Verfilmung von Tania Blixens Erzählung Babettes Fest den Oscar bekam, dreht mit Der Prinz von Jütland die dänische Urfassung des Hamlet, Dänemarks berühmtestem Prinzen.
Bei Bonsai-Buletten kam man sich am Mittwochabend etwas näher. Sogar der Geschäftsführer des Filmbüros Torsten Teichert soll gesichtet worden sein, er habe aber
1über das Gesagte nur den Kopf geschüttelt. Andere, die aus dem gegenüberliegenden Filmhaus ins Medienhaus gekommen waren, vertieften die Gespräche mit ihren Nachbarn. Trotz aller Hakeleien zwischen Film Fonds und Film Büro dürfte den Beteiligten daran gelegen sein, daß angesichts einer drohenden Schrumpfung kultureller Ausgaben in wirtschaftlich schwierigen Zeiten das Unbehagen im derzeitigen Fördermodell zu fruchtbareren Diskussionen führt. jk
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