piwik no script img

SchülerInnen mit „Courage“

■ 4.000 bei Demo gegen Rassismus / Buttons als Erkennungszeichen für Hilfe?

„Wehrt Euch — lauft nicht weg“ stand auf dem Transparent über der Rednertribüne. Rund 4.000 SchülerInnen, einzelne LehrerInnen dazwischen, waren gestern zum Bahnhofsvorplatz gezogen: „Stoppt den Zug ins IV. Reich“ hatte auf dem Flugblatt der GesamtschülerInnenvertretung gestanden. „Bis auf sieben Schüler sind bei uns alle mitgegangen“, erzählte ein Lehrer der Gesamtschule Mitte.

Viele kämpferische Reden bekamen die DemonstrantInnen zu hören. Ein Sprecher der GSV beklagte, daß der Paragraph 129a, der die Unterstützung einer terroristisvhen Vereinigung unter Strafe stellt, nicht konsequent gegen neonazistische Gruppen angewandt wird: „Das ist politische Justiz.“ Dafür gab es genauso viel Applaus wie für die Rede der frischgebackenen DGB-Vorsitzenden Helga Ziegert: „Stolz auf Deutschland könnten wir sein, wenn hier Flüchtlinge Brot und Unterkunft, also Asyl bekämen“, sagte sie. Und viel Beiifall gab es auch für einen Lehrer, der die Aktion „Courage“ vorstellte: Möglichst viele sollten Buttons tragen, aus denen ersichtlich würde, daß sie bei rassistischen Übergriffen eingreifen würden. „Auch ein Schritt gegen die Bewaffnung, die sich im Moment hochschaukelt.“

Als nach den offiziellen RednerInnen das Mikro für alle offen war, gab es noch einen kleinen Zwischenfall. Ein Schüler hielt eine kurze wütende Rede gegen Nationalismus: „Stolz, Türke zu sein, ist genauso bescheuert wie Stolz, Deutscher zu sein, weil die Nationalisten in der Türkei gegen die Kurden kämpfen.“ Das brachte eine Gruppe türkischer Jungs so auf, daß der Redner ruckzuck umringt war. „Was würdest Du sagen, wenn man die Hälfte von Deutschland wegnehmen würde, sag mir das“, baute sich ein türkischer Schüler auf. Nur sehr zögerlich entspannte sich die Lage. Jochen Grabler / Foto: Katja Heddinga

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen