Proteste im Kosovo

■ Erneute schwere Kämpfe in Bosnien / Panić darf nicht in Serbien kandidieren

Berlin (AFP/taz) – Nach den tödlichen Schüssen auf einen 27jährigen Kosovo-Albaner in Pristina haben sich am Donnerstag Hunderte von Kosovo-Albanern zu Protesten im Zentrum von Pristina versammelt. Nach ihren Informationen war der Mann von serbischen Zivilbeamten erschossen worden. Die serbische Nachrichtenagentur Tanjug meldete dagegen, zwei Personen seien während einer Kontrolle in der Schwarzhändlerszene verletzt worden. Die Männer hätten die Patrouille angegriffen und versucht, den Polizisten die Waffen wegzunehmen. Der Vorfall zeigt, wie gespannt die Lage im Kosovo ist. Schon seit Wochen gehen Beobachter davon aus, daß provozierte Zwischenfälle auch hier den Krieg zwischen Albanern und Serben auslösen könnten.

Erstmals seit mehreren Monaten wurde die nordwestbosnische Industriestadt Tuzla wieder von serbischen Truppen angegriffen. In Tuzla halten sich Tausende Flüchtlinge aus anderen Landesteilen auf. In Sarajevo ging der Bürgerkrieg am Donnerstag mit unverminderter Härte weiter. Die internationale Hilfe geriet erneut ins Stocken. Zuletzt war ein US- Frachtflugzeug am Dienstag von Geschossen aus leichten Waffen getroffen worden. In der ostbosnischen Gorazde traf dagegen am Nachmittag ein Konvoi des UN- Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) ein. Die zwölf Lastwagen besaßen bei Ankunft jedoch nur noch ein Viertel ihrer Ladung. Der Rest war von serbischen Truppen als Wegzoll einbehalten worden. Der jugoslawische Ministerpräsident, der Amerikaner Milan Panić, erfüllt nach Angaben der Belgrader Wahlkommission die notwendigen Voraussetzungen nicht, um am 20.Dezember für das Amt des serbischen Präsidenten zu kandidieren.