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Atempause für Bären in den Pyrenäen

■ Französisches Gericht stoppt den Bau eines Autotunnels nach Spanien/ Transportminister erwägt Berufung

Paris (taz) — Die Umweltschützer im Pyrenäental Vallee d' Aspe haben einen kleinen Sieg erstritten. Nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts der südfranzösischen Stadt Pau muß der Bau eines Straßentunnels unterhalb des Somport-Passes zunächst eingestellt werden. Das Gericht entschied am Mittwoch abend, daß der Präfekt dem Projekt im August 1991 vorschnell die „Erklärung des öffentlichen Nutzens“ und damit die Baugenehmigung erteilt habe. Der Fehler des staatlichen Vertreters: Er hatte es versäumt, die Wirkungen des Tunnels für das gesamte Tal zu prüfen. Die Umweltschützer befürchten, daß das abgelegene, enge Tal, in dem seltene Pflanzen und Tiere leben, durch das Projekt völlig zerstört wird. Das Aspe-Tal grenzt an den West- Pyrenäen-Nationalpark und ist Lebensraum der letzten acht bis zehn französischen Braunbären.

Die Befürworter des Tunnels – dazu gehören die meisten Bürgermeister der 13 kleinen Gemeinden des Tals sowie mehrere Parlamentarier aus der Gegend – geben jedoch nicht auf. Sie sind überzeugt, daß ihre verkehrs- und wirtschaftspolitischen Argumente am Ende siegen werden. Da sie mächtige Rückendeckung haben, stehen ihre Chancen gut. Noch vor der Urteilsverkündung trafen sich die örtlichen Politiker mit Transportminister Bianco. Anschließend verkündeten sie, die Regierung erwäge, Berufung einzulegen.

Tatsächlich haben Bürgerproteste gegen staatliche Bauvorhaben in Frankreich so gut wie keine Aussicht. In diesem Fall steht zudem ein internationaler Vertrag auf dem Spiel: Der Tunnelbau war 1991 zwischen Frankreich und Spanien beschlossen worden, auf spanischer Seite sind die Straßenanschlüsse schon fertig. Außerdem hat die EG das Projekt mit dem Siegel „von europäischem Nutzen“ abgesegnet und Gelder bereitgestellt.

Heute führt eine zweispurige Nationalstraße durch das Tal über den 1632 Meter hohen Col du Somport nach Spanien, in der Nähe des Passes wird sie schmal und kurvig und damit beschwerlich. Rund 80 LKWs wählen täglich diese Strecke. Das Bauprojekt sieht vor, daß die RN 134 zu einer dreispurigen Schnellstraße ausgebaut werden soll, die dann zweispurig in den 8,6 Kilometer langen Tunnel mündet. Die Baubehörde erwartet, daß diese Verbindung täglich 800 bis 1.000 Schwerlaster durch das Aspe-Tal locken wird. In dieser Planung wittern die Umweltschützer bereits weitergehende Absichten. Die Verengung bei der Tunneleinfahrt müsse notgedrungen zu Staus führen und werde daher in Kürze weitere Baumaßnahmen nach sich ziehen. Ein Dementi der Umweltministerin Royal scheint zu bestätigen, daß sie in die richtige Richtung denken: „Im Vallee d' Aspe wird es keine Autobahn geben“, sagte sie kürzlich und schürte damit nur weiteres Mißtrauen. Die Umweltschützer plädieren für die Wiedereröffnung einer alten Eisenbahnlinie, deren Trasse samt Tunnel seit 20 Jahren stilliegt. Nach ihrer Rechnung könnten drei Züge die Ladung von 1.000 LKWs transportieren. Bettina Kaps

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