Tod in der Feldmark

■ Leitender Kripo-Direktor nahm sich unter dubiosen Umständen das Leben

nahm sich unter dubiosen Umständen das Leben

Unter dubiosen Umständen hat sich der Leitende Kriminaldirektor der Hamburger Polizei, Joachim Grohnert, das Leben genommen. Am Montag mittag hatte sich der Leiter der Kriminalpolizei in der Polizeidirektion West an der Stresemannstraße überraschend vom Dienst abgesetzt. Der Grund: Der Kripo-Chef soll sich angeblich nicht gutgefühlt haben. Dann fuhr er offenkundig schnurstracks mit seinem Dienstwagen in die Halstenbeker Feldmark, stieg aus seinem Auto aus und erschoß sich mit seiner 9mm-Dienstwaffe Marke „Sig Sauer“.

Das Merkwürdige: Die Pinneberger Polizei fand bei der Leiche bislang keine Tatwaffe. Das ist zumindest bei einem Selbstmord ziemlich unorthodox. „Die Absuche des Tatorts verlief ergebnislos,“ bestätigte der Chef der Pinneberger Kripo, Dieter Böckel, gestern der taz. Dennoch geht der Kriminalist von einem Freitod aus. Böckel: „Es ist festzuhalten: Eine Fremdeinwirkung ist zu 100 Prozent auszuschließen.“

Die Kriminalisten stützen ihre feste Überzeugung auf die „objektiven und subjektiven Tatumstände“. So habe die Spurenlage und die kriminaltechnische Auswertung ganz eindeutig belegt, daß „keine fremde Hand im Spiel war“. Überdies habe Grohnert wohl im persönlichen Bereich Probleme gehabt, die seinen Freitod erklären würden.

Daß die Waffe futsch ist, ist für Böckel zwar „nicht ohne Brisanz“, kann aber eine logische Erklärung haben: „Ein zufällig vorbeikommender Spaziergänger hat die Waffe mitgenommen.“ Es könne sein, daß diese Person bereits die Ausführung der Tat beobachtet habe. Der Pinneberger Kripo-Chef Böckel räumt ein: „Es ist tatsächlich ungewöhnlich, daß jemand eine Tatwaffe mitnimmt, weil man sich unter anderen Umständen ja selbst in Mordverdacht bringen kann.“

Der 59jährige Joachim Grohnert stand drei Monate vor seiner Pensionierung, war seit Anfang der 50er Jahre bei der Polizei. Nach dem Polizeiskandal Anfang der 80er Jahre — damals hatten Polizeibeamte mit der Drogenmafia auf St. Pauli zusammengearbeitet — war Grohnert zum Chef der Dienststelle zur Ermittlung von Beamtendelikten berufen worden.

Zum ersten März sollte die Kriminaloberrätin Cornelia Haßler Grohnerts Nachfolge in der Stresemannstraße antreten. Nun muß die erste Kripochefin Hamburgs ein wenig umdisponieren: Sie wird wohl schon ein paar Monate früher ihren neuen Job antreten. Kai von Appen