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Gastspiele? Neinundja!

■ Der neue Bremerhavener Kulturdezernent Wolfgang Weiß und das Dreisparten-Stadttheater / Ein Interview

hier bitte den lächelnden

bärtigen Männerkopf

mit Schlips

Bei seiner Vorstellungsrede im August hatte er für Irritationen gesorgt. Dr. Wolfgang Weiß, seit dem 1. November Bremerhavens Schul- und Kulturdezernent, dachte laut über einen attraktiven Gastspielbetrieb im Stadttheater nach und mußte sich promt fragen lassen, ob er das Dreisparten-Theater schließen wolle. Kaum im Amt, sekundierte Helga Trüpel mit dem Vorschlag, das Bremer und Bremerhavener Orchester zu fusionieren.

Haben Sie inzwischen mit Frau Trüpel gesprochen?

Wolfgang Weiß: Wir haben uns am 23. November getroffen, um verschiedene Themen anzusprechen, insbesondere die Orchesterfusion, von der ich an einem meiner ersten Arbeitstage aus der Zeitung erfahren habe.

Und das Ergebnis?

Der Plan wird in dieser Weise nicht weiter verfolgt, weil ein Sparplan vor allem eines an sich haben sollte: Er sollte sparen. Dieser Plan würde aber Geld kosten.

Wir haben uns stattdessen auf einen Ansatz zur Kooperation zwischen dem Bremer Theater und dem Stadttheater Bremerhaven geeinigt. Die wird zunächst so aussehen, daß wir regelmäßig Gespräche führen. Das nächste Gespräch wird zusammen mit den beiden Intendanten stattfinden.

Hat sich der Sturm in Wohlgefallen aufgelöst?

Da über die Fusion kein Geld zu sparen ist, sehe ich der Sache relativ gelassen entgegen. Es sei denn, man würde sich beim Finanzsenator Gedanken machen, insgesamt das Angebot krass einzuschränken und in einer der beiden Stadtgemeinden kein Orchester mehr spielen oder es gar pendeln zu lassen. Dieser Gedanke ist so abstruss, ich habe nicht den Eindruck, daß er weiter verfolgt wird.

Warum braucht Bremerhaven ein eigenes Orchester?

Das Dreisparten-Theater in Bremerhaven hat eine lange Tradition. Jedesmal, wenn darüber nachgedacht wurde, das Theater ganz oder eine seiner Sparten zu schließen, gab es einen Aufstand in der Stadt. Es hat eine entscheidende Identifikationsfunktion in der gemeinde und ist außerdem ein wichtiger Standortfaktor. Wir brauchen das Dreisparten-Theater.

Wäre ein attraktiver Gastbetrieb keine Alternative?

Das ist in der Regel ein Einstieg in den Ausstieg. Auch Gastspiele sind nicht zum Nulltarif zu haben. Vor allen Dingen läßt sich über Gastspiele die in Bremerhaven traditionelle Identifikation mit dem Theater gar nicht realisieren. Soetwas schafft man nicht einfach ab.

Ich habe mit den Betroffenen im Theater gesprochen und gesagt: Es ist nicht nur sinnvoll sondern auch notwendig, über Strukturveränderungen nachzudenken. Dazu kann eine Erweiterung des Gastspielbetrieb gehören. Das kann auch in Kooperation mit Senatorin Helga Trüpel geschehen.

Und das würde den bisherigen Betrieb nicht zusätzlich verteuern?

Das prüfen wir gegenwärtig. Wenn Gastspiele in Kooperation und in ein überregional greifendes Programm eingebettet sind, können die Kosten relativ gering gehalten werden und bringen der Stadt zugleich einen erheblichen Imagegewinn.

Fragen: hans happel

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