: Ein Tod, der kein Mord sein darf: der Fall B.
■ Das neueste Buch über Uwe Barschel und den Kieler Saustall liefert Altbekanntes und Vages / "Barschel fühlte sich wohl"
und den Kieler Saustall liefert Altbekanntes und Vages / »Barschel fühlte sich wohl«
„Der Fall Barschel hat sich in diesem Jahr deutlich bewegt.“ Das jedenfalls sagt der Journalist Werner Kalinka, der im Ullstein Verlag sein Buch „Der Fall B.“ veröffentlicht hat. Der Untertitel läßt keinen Zweifel an der Tendenz des Buches: „Der Tod, der kein Mord sein darf“. Ullstein-Cheflektor Jürgen Müller ist sich des Erfolgs jetzt bereits sicher. Bei der Buchpräsentation verkündete er gestern stolz vor der Presse: „Die erste Auflage ist mit 10000 Exemplaren schon vergriffen.“
Was macht die Affäre um den früheren CDU-Ministerpräsidenten Schleswig-Holsteins so spannend? Klar, sie ist mysteriös, beschäftigt die Phantasie. Doch nicht nur das. Die Machenschaften der Politiker wurden für einen Moment sichtbar, bevor der Vorhang wieder zugezogen wurde.
Vielleicht ist davon auch Werner Kalinka fasziniert. Denn den entscheidenden Schritt in die große Politik hat der heute 40jährige Welt-Redakteur nie geschafft. Er stand in den 70er Jahren als CDU- Landtagsabgeordneter in Schleswig- Holstein und Landesvorsitzender der Jungen Union nur kurz davor. Jetzt hat er das verfügbare Material über die Barschel „Schmutzaffäre“ zusammengetragen und seine Bewertung dazugeliefert. Er kommt zu dem Ergebnis: „Uwe Barschel hat sich in seinen letzten Stunden wohlgefühlt und eine neue Perspektive für sein Leben gesucht.“
Auch Eike Barschel, Bruder des CDU-Politikers, glaubt weiterhin an Mord. „Ich bin dabei nachzuweisen, daß es aus medizinischer Sicht kein Selbstmord gewesen sein kann.“ Inzwischen könnte die Affäre ein neues Opfer gefordert haben. Ein von Eike Barschel beauftragter Privatdetektiv ist unter seltsamen Umständen gestorben. „Bis zur Stunde ist unbekannt, ob er wirklich einem Herzinfarkt erlegen ist, wie die offizielle Todesursache lautet.“
Verschlossene Türen überall. Eine Mauer des Schweigens auch beim Verfassungsschutz und im Bundeskanzleramt. Vage Verknüpfungen der Tatsachen in Kalinkas Buch. Den Spekulationen sind weiter Tür und Tor geöffnet. Uwe Barschel wird noch lange nicht zur Ruhe kommen. Torsten Schubert
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen