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Bald 3,4 Millionen Arbeitslose?

■ Wirtschaftsforscher sagen Rezession in Deutschland voraus

München (AFP/dpa) – Eine Rezession mit 3,4 Millionen Arbeitslosen in Deutschland hat das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) für das kommende Jahr vorhergesagt. Das westdeutsche Bruttoinlandsprodukt werde um 0,5 Prozent sinken, so Ifo-Präsident Karl Heinrich Oppenländer. Die Stimmung in der Industrie hat sich nach den Umfrageergebnissen der Wirtschaftsforscher in den letzten Monaten „dramatisch verschlechtert“. Mit einer allgemeinen Belebung der Konjunktur sei frühestens wieder in der zweiten Jahreshälfte oder Ende 1993 zu rechnen. Mit dieser düsteren Prognose korrigierte das Ifo-Insitut das erst zwei Monate alte Konjunkturgutachten der fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute deutlich nach unten. Die Institute hatten für Westdeutschland noch ein Wachstum von 0,5 Prozent errechnet.

Die neuesten Zahlen sind Oppenländer zufolge noch immer eher „optimistisch“ und mit weiteren Risiken behaftet. So könne die Arbeitslosigkeit, die in Westdeutschland um etwa 315.000 auf durchschnittlich 2,15 Millionen ansteigen dürfte, noch stärker zunehmen. Auch die Unternehmen könnten angesichts dünner Auftragsbücher und nicht ausgelasteten Kapazitäten noch weniger investieren. Aber gerade sinkende Investitionen dürften in Ostdeutschland den prognostizierten Umschwung wieder gefährden. In den neuen Ländern soll das Bruttoinlandsprodukt laut dem Konjunkturgutachten um acht Prozent wachsen.

Die Ifo-Forscher stellten jedoch klar, daß die Lage insgesamt besser sei als während der Rezession Mitte der 70er und Anfang der 80er Jahre. Vor allem die Bauwirtschaft und der Dienstleistungssektor wirkten konjunkturstützend. Gerechnet werden müsse aber mit „deutlich sinkenden Exporten“, um vier Prozent weniger Ausrüstungsinvestitionen und einem allenfalls stagnierenden privaten Verbrauch. In Ostdeutschland sei ein „eindeutiger Aufwärtstrend“ auch zweieinhalb Jahre nach der Wirtschafts- und Währungsunion „noch nicht erkennbar“.

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