piwik no script img

Robin Wood:AKW-Blockade wg.Leukämie

Die einen streiten, die anderen handeln. Während sich Minister und Forscher unnachgiebig über die Ursachen der Leukämiefälle im Umfeld des Atomkraftwerks Krümmel zanken, setzte die Hamburger Umweltschutzgruppe Robin Wood gestern ein demonstratives Zeichen: Rund 30 Mitglieder starteten gestern morgen eine unbefristete Blockade des AKW-Haupttors.

Anlaß der Aktion: Die Wiederinbetriebnahme des Reaktors am vergangenen Wochenende. Robin Wood vermutet, daß die erhöhte Blutkrebsrate auf einen Störfall in den Jahren 1986 bis 88 zurückzuführen ist. Indizien dafür: Die bei den Geesthachter AnwohnerInnen gehäuft festgestellten „mißgebildeten“ dizentrischen Chromosomen und die jüngst entdeckten Tritium- Rückstände (fällt bei der Kernspaltung an) in Baumscheiben aus der Umgebung von Krümmel. Vor dem Hintergrund dieser Verdachtsmomente sei es umso kritikwürdiger, daß in Deutschland die Betroffenen den Verursacher überführen müßten und nicht die Betreiber des AKWs oder des nahegelegenen Forschungsreaktors der GKSS die Ungefährlichkeit ihrer Anlagen unter Beweis stellen müssen.

Unterdessen schritten Wissenschaftler und der Hamburger und Schleswig-holsteinische Minister zum nächsten verbalen Schlagabtausch in den Ring. Im Kreuzfeuer der Kritik: Die Tritium-Funde. Eine neue Studie der Uni Kiel stellt diese Untersuchung massiv in Frage. So hätte sich bei Untersuchungen mit Tritium-empfindlichen Lumineszenzfolien kein Tritium gefunden. Die Röntgenfilme, auf die die Baumscheiben bei der ersten Studie gelegt worden waren, hätten, so Umweltsenator Fritz Vahrenholt gestern, auf die ätherischen Öle im Harz angeschlagen. Mit einem Seitenhieb auf den Kieler Umweltminister Berndt Heydemann („er hat die Uni-Studie unter Verschluß gehalten“) bezeichnete Vahrenholt den Umgang mit den Tritium-Funden als „pure Panikmache“.

Das Verwirrspiel perfekt macht nun eine gestern veröffentlichte Studie der Uni Göttingen. Dort wurden mit anderen Methoden zwar erhöhte Tritiumwerte in Baumscheiben entdeckt, doch nach Auskunft der Wissenschaftler nur im Rahmen der „zulässigen Belastung aus dem AKW-Betrieb“. Die Leukämiefälle seien danach nicht auf erhöhte Strahlung zurückzuführen. sako

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen