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Heraus aus der Plutomiumwirtschaft

■ Ökoinstitut fordert Ausstieg aus der Plutoniumaufarbeitung / Umweltsenator Vahrenholt mag sich nicht festlegen

mag sich nicht festlegen

Es strahlt und strahlt. 3,6 Tonnen hochradioaktives Plutonium lagern in Deutschland - alleine die AKWs um Hamburg erzeugten 800 Kilogramm des hochgiftigen Elements. Für einen zügigen Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung des Plutoniums plädiert das Darmstädter Öko-Institut in einer von der Hamburger Umweltbehörde finanzierten Studie. Gestern stellte das Institut alternative Beseitigungsmöglichkeiten zu dem von Hamburg praktizierten, aber umstrittenen Weg der Verwendung von MOX-Brennelementen dar.

In der Frage der Kündigung der Wiederaufarbeitungsverträge erhält Umweltsenator Fritz Vahrenholt durch das 80000 Mark teure Gutachten Schützenhilfe. Diese müßten noch im nächsten Jahr anvisiert werden, forderte er gestern gemeinsam mit Michael Sailer vom Öko-Institut. Sonst würden in den nächsten sechs bis acht Jahre weitere 36 Tonnen des Ultragiftes anfallen. (Eine Atombombe: rund 10 Kilogramm).

Rechtliches Problem: Das deutsche Atomgesetz läßt nur die Wiederaufarbeitung und die Verarbeitung des Plutoniums zu MOX- Brennelementen zu, jedoch nicht seine direkte Endlagerung. Der Vorschlag der Wissenschaftler zur Beseitigung des radioaktiven Stoffes: Das Verglasen. Schon jetzt werden in Frankreich hochradioaktive Spaltprodukte für die Endlagerung verglast - das Plutonium könnte ohne große Zusatzrisken beigegeben werden.

Unter den SPD-regierten Bundesländern setzt zur Zeit einzig Hamburg auf die Produktion der MOX-Brennstäbe. Die aus Uranoxid und Plutonium bestehenden Brennelemente wurden bereits im AKW Brokdorf eingesetzt, für die Reaktoren in Krümmel und Brunsbüttel stellte die HEW weitere Genehmigungsanträge. Für Vahrenholt „das kleinere Übel“, da die Mißbrauchsgefahr im Vergleich zur Zwischenlagerung des unverarbeiteten Plutoniums geringer sei. Für seinen schleswig-holsteinischen Kollegen Günther Jansen (SPD) ein „unverantwortlicher Weg“: MOX- betriebene Reaktoren führten zu erheblichen Sicherheitsproblemen. Darauf hatte auch die GAL Vahrenholt mehrfach hingewiesen und ihn aufgefordert, den MOX-Einsatz zu stoppen.

Davon wollte der Senator gestern jedoch nicht abrücken. Sollten die rechtlichen Hindernisse für eine Verglasung überwindbar sein, hielte er diese Methode jedoch für bedenkenswert. Der GAL-Abgeordnete Holger Matthews fordert von Vahrenholt, sich als HEW-Aufsichtsratsvorsitzender für eine Kündigung der Wiederaufarbeitungsverträge stark zu machen und Verhandlungen mit dem Betreiber der französischen Verglasungsanlage anzuregen. Sannah Koch

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