: Neu im Kino: "Der Tod steht ihr gut"
Neu im Kino:
“Der Tod steht ihr gut“
hier bitte
die beiden
schönen Frauen
Goldie Hawn und Meryl Streep: Computersuperschön
Eitelkeit ist immer ein wenig lächerlich, und wer kennt nicht mindestens eine von diesen Anbeterinnen der eigenen Schönheit, die ihr Altern als unfairen Trick der Konkurrenz ansehen, bei der Entdeckung von jedem neuen Fältchen vor dem Spiegel Höllenqualen leiden und sich selber schon ab dreißig gerne in schwachen Momenten mitleidsheischend als „alte Frau“ bezeichnen?
Und wenn solche Jägerinnen der verlorenen Jugend dann so unsympathisch, herrisch und egoistisch dargestellt werden, wie es hier Goldie Hawn und Meryl Streep mit offensichtlichem Vergnügen und erstaunlich viel komischem Talent tun, dann kann man mit ruhigem Gewissen lachen über verbogene Glieder, wogende Fleischmassen sowie Busen und Hinterteile, die in Sekunden um mehrere Jahrzehnte jünger wer
den.
Robert Zemeckis „Death Becomes Her“ (so der Originaltitel) erinnert in seiner makabren Konsequenz an eine andere Hollywoodkomödie: den „Rosenkrieg“. So endgültig, wie dort das Thema Ehescheidung behandelt wurde, bringt Zemeckis den Kult um die Jugend auf den komischen Punkt. Meryl Streep und Goldie Hawn machen die endgültige Verjüngungskur durch, in der jedes auch noch so gewaltsame Ableben nur noch eine Frage des Make- Ups ist. Das ist auch deshalb so witzig, weil die beiden wie Zeichentrickfiguren unzerstörbar sind und nicht leiden, wenn sie mit einer Unzahl von verblüffenden Special Effects verfettet, verbogen, durchlöchert oder zerstückelt werden. Im Grunde ist dies eine Fortsetzung von Zemeckis Film „Roger Rabbit“: Die Visual Effects, Computeranimationen und speziellen Make-Ups können inzwischen eine so bizarre Wirklichkeit vorgauckeln, daß jetzt Meryl Streep einem gemalten Kaninchen jederzeit die Show stehlen würde.
Den Mann kümmert das ganze Trara übrigens herzlich wenig. Die Verjüngung seiner Frau um über zwanzig Jahre bemerkt er gar nicht, und er selber lehnt den Trunk der ewigen Jugend dankend ab. Er ist dröge, passiv und ein wenig dusselig, und daß gerade der Haudegen Bruce Willis diese Rolle so komisch und sympathisch verkörpern kann, ist eine der angenehmen Überraschungen des Films. Durch seinen Antihelden entpuppt sich „Der Tod steht ihr gut“ aber auch als männliche Wunschphantasie: die Frauen sind für ewig mit ihrer Eitelkeit gestraft, der Mann darf in Frieden und Wolljacke alt werden. Wilfried Hippen
Schauburg, OF, 17.45 und 22.45; Deutsche Fassung im Filmstudio
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