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Die Geheimaktion Stahlwerke läuft

■ Bei den Rettungsbemühungen für den Stahlerzeuger arbeiten alle Beteiligten unter großer Verschwiegenheit Hand in Hand

arbeiten alle Beteiligten unter großer Verschwiegenheit Hand in Hand

„Mitte nächsten Sommers ist die Krise vorbei; ab 1994 arbeiten wir mit Gewinn.“ Für Heinrich Schwantes, Betriebsratschef der Hamburger Stahlwerke (HSW), ist das überhaupt keine Frage. Voraussetzung für den anvisierten Aufschwung ist allerdings ein Gelingen der „Geheimaktion Stahlwerke“, über die die taz am Mittwoch erstmals berichtete: Die Stadt soll ihrer Landesbank per Bürgschaft ermöglichen, viele Millionen Kredit- Mark in den von Verlusten gebeutelten Stahlerzeuger zu pumpen.

Ein genial ausgetüfteltes Verfahren, das bislang ebenso reibungslos wie geräuschlos funktionierte: Am Dienstag segnete der Senat das Kreditbegehren des HSW-Managements ab. Die Vorlage dazu hatte die Wirtschaftsbehörde in kleinstem Kreise unter der Rubrik „top secret“ erarbeitet. Auch die Landesbank hatte die „heiße Kiste“, so ein Insider, zwar widerwillig, aber doch kooperativ geschaukelt.

Stramm hinter dem HSW-Management stehen auch Gewerkschaft und Betriebsrat. Der Betriebsratsvorsitzende Schwantes ist stolz, zusammen mit den HSW-Bossen in diesem Jahr fast lautlos schon 105 Arbeitsplätze abgebaut zu haben. „Reingehängt“ hat sich nach den Worten des Hamburger IG-Metall- Bosses Klaus Mehrens auch seine Gewerkschaft. Sie trägt das knallharte Sanierungsprogramm auch im kommenden Jahr „voll mit“.

Weitere 87 Stellen, davon 60 bei den Angestellten, sind fällig. Der einflußreiche SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Dr. Gerd Gustav Weiland, zusammen mit Geschäftsführer Wolf-Dietrich Grosse seit der Stahlkrise 1983 Eigentümer der HSW, ist stolz: „Wir machen in Zukunft Lean-Management.“ Bei der Sanierung der HSW werden laut Weiland auch in erheblichem Umfang mittlere Manager bis hinauf zu den Prokuristen weggeputzt. „Flachere Hierarchien“ und „schlanke Produktion“, Zauberbegriffe aus dem Arsenal moderner Betriebsrationalisierung, sollen die Kosten der Stahlwerke drücken.

Doch auch das reicht nicht aus, um die Explosion der HSW-Verluste infolge des freien Falls der Preise für Walzstahl in den Griff zu bekommen. Die IG-Metall kann hier auch an anderer Stellen helfen. Noch vor Weihnachten nämlich muß die Kreditkommission die Staatsbürgschaft absegnen, ein verfassungsrechtlich fragwürdiges, aber in Hamburg übliches Verfahren, Geld am Parlament vorbeizuschleusen. Welch angenehmer Zufall, daß auch IGM-Boß Klaus Mehrens in der Kommission sitzt: „Ich werd' dafür stimmen.“

Ärger in den ganzen Verfahren machte bislang nur die Finanzbe-

1hörde, welche die Bürgschaft lediglich auf den begrenzten Zeitraum von ein paar Monaten rausrücken wollte. Als jedoch Stadtchef Henning Voscherau und Wirtschaftssenator Hans-Jürgen Krupp auf den Subventionszug aufsprangen, war auch dieser Widerstand gebrochen.

1Ob die Krise 1994 wirklich vorbei ist? Ein führender Mitarbeiter der Wirtschaftsbehörde hat schon mal vorausgedacht. Sein Credo: „Wir müssen die HSW jetzt am Leben halten, damit wir 1993 zumindest in den Genuß einer möglichen EG- Prämie für die Vernichtung von

1Stahlkapazitäten kommen.“ Im Gespräch sind 50 Mark je Tonne — gut 35 Millionen Mark für eine HSW-Liquidierung. Ob das die Landesbank freut? Sie hat schon heute eine Kreditlinie von über 100 Millionen Mark für die HSW. Florian Marten

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