: Pattex-Schnüffeln jetzt verboten
■ Der Tischtennis-Verband entzieht den SpielerInnen ab sofort ihre gewohnte Leimdröhnung vor Spielbeginn
Dublin (taz) – Der Internationale Tischtennis-Verband (ITTF) hat Klebstoff-Schnüfflern den Kampf angesagt. Auf Initiative der schottischen Sektion verbannte die ITTF am Mittwoch die meisten Klebstoff-Sorten von der Tischtennis-Platte. Profis haben nämlich die Angewohnheit, vor jedem Spiel ihren Gummibelag neu auf ihre Schläger zu kleben. Der feuchte Leim sorgt dafür, daß sich die SpielerInnen etwa eine halbe Stunde lang die Zelluloidkugel mit erhöhter Geschwindigkeit und vor allem stärkerem Spin um die Ohren hauen können – dann ist der Kleber getrocknet, und das Spiel wird wieder gemütlicher.
Der schottische Verband bezweckt mit seiner Initiative freilich kein zuschauerfreundliches Zeitlupen-Tischtennis, sondern er folgt dem Rat des Mediziners Keith Powell. Der hat festgestellt, daß der Leim nicht nur das Spiel beschleunigt, sondern auch die Sinne der Aktiven benebelt. Angeblich sind des öfteren SpielerInnen während eines Matches umgekippt. Ein Profi konnte bei den schottischen Meisterschaften erst gar nicht antreten, weil er vor dem Spiel das Leimtöpfchen versehentlich umgeworfen hatte und plötzlich nicht mehr wußte, warum er eigentlich an der grünen Platte stand.
Powell begrüßte die Verbandsentscheidung denn auch als „beste Nachricht, die von der ITTF seit langem gekommen ist“. Bei Mißachtung des Verbots droht die Disqualifikation und eine Sperre von drei Monaten. Der englische Rekordmeister Desmond Douglas, der im Alter von 37 Jahren noch immer als Profi aktiv ist, freute sich, daß die ITTF seine Konkurrenten nun gebremst hat. „Jetzt kann ich noch 20 Jahre weiterspielen“, sagte er gestern. Der Verband will durchsetzen, daß die SpielerInnen ihre Schläger in Zukunft gleichzeitig und unter Aufsicht eines offiziellen „Leimwächters“ präparieren. Vermutlich werden die meisten dann auf selbsthaftende Beläge zurückgreifen. Die sind ungefährlich – es sei denn, man raucht sie. Ralf Sotscheck
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