■ Die UNO will Blauhelme nach Mosambik schicken
: Von Mogadischu nach Maputo

Die von der UNO beschlossene Entsendung von 7.500 Blauhelmen in das südostafrikanische Mosambik entbehrt nicht einer gewissen Merkwürdigkeit. Das seit 16 Jahren vom Bürgerkrieg verwüstete Land ist zur Zeit das ärmste der Welt. Die international anerkannte Regierung kontrolliert gerademal die größeren Städte. Eine in Auflösung befindliche Rebellengruppierung, einst vom Westen hochgerüstet und nun im Begriff des Zerfalls in marodierende Banden, macht weite Landesteile unsicher. Lebensmittelknappheit treibt Menschen zu Zehntausenden in die Nachbarländer. Eine ganze Generation ist kriegsgeschädigt – heimatlos, hungernd, ohne Hoffnung. Das Ganze erinnert fatal an die Situation in Somalia, wobei die Notlage Mosambiks schon seit viel längerer Zeit andauert und entsprechend schwieriger zu bewältigen sein wird. Keine leichte Aufgabe für eine auswärtige Befriedungsmacht.

Doch was in Somalia als unmöglich erschien, soll nun in Mosambik gelingen. Während die widerstreitenden Clans in Somalia der UNO als zu gefährlich erscheinen und daher erstmal von den USA in Schach gehalten werden müssen, sind die viel erfahreneren und besser gerüsteten Guerilleros Mosambiks für die Blauhelme offenbar gerade gut genug. Simbabwe hat in Kriegszeiten bis zu 12.000 Soldaten in Mosambik eingesetzt, um zwei Transportrouten an den Indischen Ozean vor Überfällen zu schützen, und auch jetzt sind noch 5.000 vor Ort; die UNO will mit 7.500 für das ganze Land auskommen. Aber nicht umsonst sind die Renamo-Rebellen Mosambiks immer wieder mit den Roten Khmer verglichen worden, die mit der UNO-Verwaltung in Kambodscha ein Katz-und- Maus-Spiel treiben. Die Horrorgeschichten von Mord und Plünderung, die von den in Malawi eintreffenden Flüchtlingen aus Mosambik erzählt werden, sprechen für sich. Und während die kleineren oder größeren Autoritäten, die in vielen Teilen Somalias unter chaotischen Bedingungen eine einigermaßen stabile Verwaltung aufrechterhalten, für die UNO kein Gesprächspartner sind, ist die nahezu völlige Zerstörung gesellschaftlicher Ordnungsstrukturen in den Kriegsgebieten Mosambiks offenbar kein Hindernis für die Absicht, in zehn Monaten dort freie Wahlen zu veranstalten. Der Verdacht drängt sich auf, daß der Vergleich zwischen der von südafrikanischen Geschäftsleuten wimmelnden, friedlichen mosambikanischen Hauptstadt Maputo und der vom Bürgerkrieg zerrissenen und zerstörten somalischen Hauptstadt Mogadischu hier einen Ausschlag gegeben hat.

Nun ist trotzdem zu begrüßen, daß das von den Ost-West-Stellvertreterkriegen in der Dritten Welt am meisten in Mitleidenschaft gezogene Land nun endlich die internationale Aufmerksamkeit erhält, die es verdient. Und wenn die UNO wider Erwarten Mosambik doch erfolgreich zum Frieden führt, kann man sie nur beglückwünschen. Aber mehr denn je macht der Sicherheitsratsbeschluß deutlich, daß die militärische Seite der Friedenssicherung eben nur die eine Seite ist und daß es ohne rasche und sichtbare Erfolge beim Wiederaufbau eines zerstörten Landes binnen kurzer Zeit keinen Frieden geben wird, den irgendjemand sichern könnte. Für Wiederaufbau hat die UNO aber bislang kein Mandat. Dominic Johnson