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Mahnungen ans deutsche Volk und seine Regierung

■ Arthur Miller und Amos Oz analysieren Ursachen für Fremdenhaß/ Miller: Politische Führung handelte kläglich/ Papst äußert Verständnis für Asylpolitik

Hamburg/Rom (dpa/AP) – Der amerikanische Dramatiker Arthur Miller hat der deutschen Bundesregierung „lange Tatenlosigkeit“ im Kampf gegen den Rechtsradikalismus vorgeworfen. Im Spiegel bezeichnete er die friedlichen Großdemonstrationen dagegen als „wundervoll“. Dies bestätige seine Ansicht, daß sich die Mehrheit der Deutschen nichts anderes als Demokratie wünsche. „Aber noch einmal: Die politische Führung verhält sich kläglich“, sagte der 77jährige, der mit Dramen wie „Tod eines Handlungsreisenden“ und „Hexenjagd“ weltberühmt wurde.

Auf den Einwand, Bundeskanzler Kohl habe inzwischen Versäumnisse eingeräumt, reagierte Miller mit den Worten: „Aber die Frage bleibt doch: Vor wem hatte er Angst? Hielt er die Rechte im Land für so mächtig, daß er es nicht wagte, die simple Feststellung zu treffen, daß da Unrecht geschah?“

Als mögliche Ursache für die Ausländerfeindlichkeit in Deutschland vermutete Miller eine mangelhafte Identität: „Ich habe die schreckliche Ahnung, daß die Deutschen immer noch nicht herausgefunden haben, wer sie eigentlich sind. Sie definieren sich meistens darüber, was sie nicht sind.“ Die Erfolge rechter Gruppen in vielen europäischen Staaten wertete Miller als „Zeichen, daß diese Gesellschaften zusammenbrechen“. Es bedeute, daß nichts anderes mehr funktioniere außer der ethnischen Identifikation. „Die ethnische Zugehörigkeit ist die letzte Bastion der politischen Psyche gegen das Chaos. Deshalb ist sie so mächtig.“

Der israelische Schriftsteller Amos Oz sieht in den Gewalttaten von Rechtsextremisten in erster Linie „eine große Gefahr für Deutschland selbst“. In der Welt sagte Oz, es gehe nicht nur um die Gefahr für Flüchtlinge, Asylbewerber und jüdische Einrichtungen. Die Deutschen sollten nicht auf die Regierung oder auf die Polizei warten, um damit fertig zu werden. „Sie sollten ihren eigenen Weg finden, um diesen Phänomenen der Gewalt zu begegnen.“

Papst Johannes Paul II. hat Verständnis für die deutsche Asylpolitik geäußert. Zwar sei für Christen die Nächstenliebe verpflichtend, zugleich müsse die Kirche aber auch das Gefühl der Menschen ernst nehmen, der Zustrom von Asylbewerbern führe zu einer Überforderung. Er warnte nach dem in Rom veröffentlichten deutschen Redetext: „Es besteht die Gefahr, daß das Gebot unseres Glaubens, Fremde aufzunehmen und Gastfreundschaft zu gewähren, bei überzogenen Asylvorstellungen nicht mehr eingehalten werden kann.“ Eine „Gesinnungsethik“ ohne Bezug zum wirklichen Leben helfe nicht weiter.

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