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Keltische Herzileins

■ Die "Pogues" und Freunde in der Stadthalle

Keltische Herzileins

Die „Pogues“ und Freunde in der Stadthalle

Man nehme das Repertoire der „Wildecker Herzbuben“, unterlege es mit Akkordeon, Flöte, Banjo und einem ordentlichen Schlagzeug, lasse es auf vierfacher Geschwindigkeit ablaufen und von den „Toten Hosen“ interpretieren. Das Ganze serviere man mit viiieeel Bier, und man hat etwa einen Eindruck davon, was am Sonntag in der Stadthalle los war: „Keltische Weihnacht“ hieß der Vorwand, um zu irischer Folkmusik ordentlich zu rocken.

Schon die „Oysterband“ im Vorprogramm heizte dem Publikum ein, unter anderem mit einem sehens- und hörenswerten Cellosolo. Nachdem das Publikum den Gitarrenbarden Luka Bloom mit höflichem Beifall verabschiedet hatte, kamen endlich die „Pogues“ auf die Bühne und brachten die halbgefüllte Stadthalle in Bewegung.

Berühmt gemacht hat die „Pogues“ ihre wilde Mischung aus irischer Folkmusik und Elementen aus Rock und Punk. Schnelle Musik auf traditionellen und modernen Instrumenten, viel quäkende Blechflöten, schrammelnde Banjos und ein tonangebendes Akkordeon. Selbst die älteren Semester im Saale mußten vorsichtig mitwippen.

Berühmt gemacht hat die „Pogues“ aber auch ihre Liebe zum irischen Guiness-Bier. Shane McGowan, legendärer Sänger der Gruppe, mußte vor zwei Jahren das Singen aufgeben und sich einer Entziehungskur widmen. Seinen Platz hat Spider Stacey eingenommen, auch er mit herrlich verrosteten Stimmbändern.

Mit ihrem Hit „If I should fall from Grace of God“ eröffnen die Iren das Konzert und halten ihr Tempo über 90 Minuten durch, unterbrochen nur von Balladen wie „Dirty old town“, die schön langsam und getragen gegrölt werden. Mit „Fiesta“, der letzten Zugabe, bewiesen die „Pogues“, daß ihnen auch spanische Folklore nicht heilig ist. Ach ja, Weihnachten. Außer ein paar Fans mit roter Zipfelmütze war nicht viel davon zu sehen. Für die Kelten jedenfalls galt: „It's Christmas. Shut up.“ Bernhard Pötter

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