Vollfette Dicksoße

■ Was sich Politikers über die Feiertage so zusammenbrutzeln

Vollfette Dicksoße

Was sich Politikers über die Feiertage so zusammenbrutzeln

hierhin bitte

das Schwein

Der immer noch volkstümlichste Weihnachtsbraten, hier in seiner FrühformFoto: Tristan Vankann

Bei Scherfs gibt es an Heiligabend selbstgemachten Heringssalat. Ein richtiges Traditionsessen, an dem „die ganze Familie mitschnippelt“. Und dazu heiße Würstchen. Peter Kudella ist auf Diät, meldet der Pressesprecher der CDU- Fraktion: „Passend zum Bremer Sparprogramm“.

Bei Bernbachers dagegen geht es üppig zu. An Heiligabend gibt es eine Fischplatte, mit „allen schönen Dingen, solange man sie noch essen kann“. Schlechte Zeiten für Fischfreunde, meint die Präsidentin: „Immer mehr Menschen streiten sich um immer weniger Fisch.“ Räucherlachs wird es geben und geräucherten Aal aus Bad Zwischenahn. Und von Herrn Bernbacher höchstpersönlich eingelegten Matjes, „eine Köstlichkeit nach all dem Süßen“. Danach eine Käseplatte und doch noch was Süs

ses: Bremer Rote Grütze — ganz traditionell.

Am zweiten Feiertag kredenzt die Köchin ihrer Familie eine Waldpilzsuppe vor dem Hasenrücken und hinterher alkoholisierte Bratäpfel, mit Rum und Calvados übergossen, und zum krönenden Abschluß einen echten englischen Plumpudding, allerdings flambiert und mit weißer Vanillesauce. Nur den traditonellen Dresdner Stollen nach August dem Starken hat sich die Hausherrin in diesem Jahr „geschenkt“, weil die Politik sie „bis zum letzten Moment in Atem gehalten hat“.

Und der Präsident höchstselbst?

Was essen Sie zu Weihnachten, Herr Klink?

Ich nehme an, daß es bei uns Fisch gibt. Seelachs, wahrscheinlich.

Wie bereiten Sie den zu?

In diesem Fall bin ich nicht zuständig, aber der wird gedünstet. Dazu gibt es Kartoffeln und natürlich etwas Wein. Leichte Kost. Man muß ja die Balance halten, die Feiertage sind sowieso so belastend.

Und was gibt es danach?

Kein Nachtisch, auch kein mehrgängiges Menü, mit Sicherheit nicht. Das soll ja keine Arbeit machen.

Sie stammen doch aus Oberschlesien, sind Sie von dort keine üppigeren Menüs gewohnt?

Nein, bei uns gab es immer Karpfen blau.

Und gibt es etwas, das unbedingt dazugehört, ohne das nicht Weihnachten ist?

Nein! Nein! Nichts!

Letzte Meldung von der Opposition: Weil das mit der Diät sowieso niemand glaubt, hat sich die CDU doch dazu entschlossen, die vollfette Wahrheit zu sagen. Peter Kudella läßt ausrichten, daß er „keinen Hehl daraus macht, daß er ab und zu gerne futtert.“ An Heiligabend läßt sich der Oppositionschef von Muttern bekochen. Und wie immer gibt es Schlesische Weißwurst mit Sauerkraut und Brot. Schlesisch deshalb, weil Kudella in Guttentag, Oberschlesien geboren wurde. Und die Wurst bekommt er von einem original oberschlesischen Schlachter.

Am ersten Weihnachtsfeiertag bindet sich Kudella selbst das Schürzchen um und brutzelt fleißig vor sich hin: Rinderrouladen mit einer Kudella-Spezialfüllung aus Speck und Salz und Petersilie. „Und das alles mit dicker Soße und viel Kalorien.“ dir/J.G.