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■ Gesetzentwurf über „registrierte Partnerschaft“ vorgelegtRosa Trauung bald auch in Norwegen

Oslo (taz) – Norwegen ist – nach Dänemark – das weltweit zweite Land, in dem sich schwule und lesbische Paare bald trauen lassen können. Die Regierung hat dem Parlament einen Gesetzentwurf über „registrierte Partnerschaft“ vorgelegt, dem eine Mehrheit sicher ist und der eine Fast-Gleichstellung von Ehe und Homo-Partnerschaft beinhaltet. Was an der vollen Gleichstellung fehlt, ist das Wort „Eheschließung“ und das Recht auf Adoption von Kindern. Auf 2.000 bis 3.000 solcher „Registrierungen“ jährlich wird beim norwegischen Schwulen- und Lesbenverband recht optimistisch das Interesse geschätzt, sich trauen zu lassen. Noch keine Gleichstellung, wie der „rosa Verband“ von 1948 kritisiert, doch angesichts des Widerstands, der von seiten der Kirche gegen das gesamte Gesetzesvorhaben entfaltet wurde, als erster Schritt durchaus begrüßenswert.

In Schweden ist der Widerstand der Kirche noch nicht gebrochen. Eigentlich wollte Stockholm hinter Kopenhagen als zweites Parlament ein Gleichstellungsgesetz verabschieden, doch die verschiedenen Kirchen haben den Gesetzentwurf erfolgreich immer wieder verzögert. So erfolgreich, daß sich der „Reichsverband für sexuelle Gleichberechtigung“ mittlerweile unter Protest aus dem Gesetzgebungskomitee zurückgezogen hat. Die Regierung ist gespalten, weil die kleinste ihrer Koalitionäre, die christliche KDS, sich querlegt und Ministerpräsident Bildt den Koalitionsfrieden nicht gefährden will. Und eine „Christliche Aktionsgruppe“, die extra gegründet wurde, damit „der einzigartige Charakter der Ehe nicht von einem Partnerschaftsgesetz entwertet wird“, bearbeitet bislang erfolgreich eine Sperrminorität von Reichstagsabgeordneten aus ländlichen Wahlkreisen mit besonders kirchenverbundener Bevölkerung. Im Frühjahr will das Parlament nun einen neuen Versuch mit dem Gesetzentwurf machen.

In Dänemark, wo seit 1989 eine „registrierte Partnerschaft“ von Schwulen und Lesben möglich ist, blieb das Interesse eher bescheiden. Gerade erst 1.100 Paare haben den Schritt zum Standesamt gemacht, obwohl allein für Kopenhagen die Zahl von gleichgeschlechtlichen Paaren, die zusammenleben, auf etwa 30.000 geschätzt wird. Die meisten halten „das Papier“ für überflüssig, viele wagen nicht den Schritt in die Öffentlichkeit, und vor allem lesbische Paare wollen mit dem gezielten Boykott gegen das diskriminierende Adoptionsverbot protestieren. Dieses dürfte tatsächlich bald abgemildert werden: Die Parlamentsmehrheit hatte offensichtlich nur an künftige Kinder gedacht. Übersehen wurden die Kinder, die gleichgeschlechtliche Paare aus früheren Beziehungen in die „rosa Ehe“ mitbrachten. Elternrechte haben mit einem solchen „Elternteil registrierte“ PartnerInnen für ihre „Stiefkinder“ bislang nicht. Bent Hansen vom „Schwulenverband“ ist ansonsten zufrieden: „Das Gesetz hat die Akzeptanz für Homosexualität verbessert.“ Und dies erhofft man sich in Norwegen und Schweden jetzt auch. Reinhard Wolff

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