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„Kaiserdom“ wird wieder eingeweiht

■ Im Sommer 1993 wird der Berliner Dom 50 Jahre nach seiner Zerstörung wieder in Betrieb genommen

Berlin. Fast 50 Jahre nach seiner Zerstörung wird der Berliner Dom im kommenden Jahr zum zweiten Mal feierlich eingeweiht. Für mehr als 130 Millionen Mark wurde der „Kaiserdom“ am Lustgarten im Zentrum der Hauptstadt seit 1975 schrittweise wieder aufgebaut. Die DDR kostete die Restaurierung so gut wie nichts. Die Gelder kamen überwiegend aus dem Westen, von der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Bundesregierung.

Trotz 17jähriger Bauzeit wird bis zur Wiederweihe am 6.Juni 1993 mit 1.600 Gästen im zentralen Hauptbau, der Predigtkirche, nicht alles fertig. Da ging es beim Kaiser schneller. In elf Jahren stand der Dom 1905, und Wilhelm II. hielt Einzug. Jetzt bleiben in der Kuppel acht Mosaiken weiter hinter Gerüsten. Eine Münchner Firma hat den Auftrag für die Darstellungen auf den je 38 Quadratmeter großen Flächen übernommen. Mosaiksteine in 300 Farben müssen dafür hergestellt werden.

Den Blick hinauf in die reichverzierte Turmkuppel versperrt keine Stoffbahn mehr, die Natursteinarbeiten an Fußböden und Sockeln in Solnhofer Schiefer und Marmor sind so gut wie beendet, das nach Originalplänen gefertigte Eichengestühl steht. Seit einigen Wochen können Besucher akustisch an der Wiederherstellung der Sauer-Orgel mit ihren 7.200 Pfeifen teilnehmen. Sie hatte den Bombenangriff 1944 leidlich überstanden und wird von derselben Firma aus Frankfurt/Oder wieder hergerichtet, die sie auch gebaut hatte. Lediglich an der Kanzel und den von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Kandelabern muß noch Goldglanz aufgelegt werden.

Aus der Ende des vorigen Jahrhunderts abgerissenen Kirche, die an der Stelle des jetzigen Domes stand, stammen der Altar von August Stüler sowie die Apostelschranke, eine Schinkelsche Darstellung der zwölf Apostel, von denen zwei gestohlen wurden. Die Restauratoren und Handwerker halten sich bei der Innenausstattung Detailtreue zugute. Dafür hat sich der nach Entwürfen von Julius Carl Raschdorff (1823-1914) errichtete Dom äußerlich verändert. Wenn zu Kaisers Zeiten gelästert wurde, das gründerzeitliche, pompöse Bauwerk vereine sieben Stile, so sind es nun acht. Statt der alten Laternen krönen moderne Türmchen die Kuppeln.

Insgesamt zeigt sich der Dom heute um 16 Meter niedriger als früher. Seine Symmetrie leidet, wie Experten meinen, auch durch das Fehlen der 1975 gesprengten Denkmalkirche, deren späterer Aufbau nicht ausgeschlossen scheint. Die ebenfalls zum Berliner Dom gehörende Tauf- und Traukirche wurde 1980 für die Domgemeinde wieder geöffnet. dpa

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