Die Kolumne: Im Zweifel ökosozial: Wir gegen Trump?

Der Kampf gegen Trump und den Rechtspopulismus in der EU führt zu einem fatalen Freund-Feind-Denken. Doch das Gegeneinander kann keine Lösung sein.

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Donald Trump hält den Klimawandel für einen „Hoax“, also eine Erfindung der Chinesen. Das ist aus seiner strategischen Sicht eine praktische Verknüpfung zweier Kernelemente seiner Darstellungspolitik. Erstens: Das hart arbeitende Trump-Amerika wird von äußeren Feinden bedroht, die mit miesen Tricks arbeiten. Zweitens: Zentrale, globale, alle Menschen und Staaten betreffende Probleme wie die Erderhitzung gibt es nicht. Damit stellen Populisten die Konstellation her, die sie für Wahlerfolge brauchen: Wir gegen die.

Fatales Freund-Feind-Denken

Darauf gibt es den verständlichen Reflex von Teilen der liberalen Gesellschaften, sich diese Polarisierung zu eigen zu machen und sich selbst auch darauf zu fixieren: Manche Grüne machen das für ihr Leben gern.

Das erscheint mir aus zwei wichtigen Gründen nicht hilfreich. Es führt genau zu der gleichen Art Entdifferenzierung, man lässt sich selbst in ein fatales Freund-Feind-Denken pressen. Man spielt also das Spiel des Gegners und kann nur verlieren. Es sei denn, es ist auch das Spiel, das man selbst spielen möchte. Das betrifft etwa Linkspopulisten, deren Zuspruch auch nur in einer eskalierenden Polarisierung steigen kann. Die Idee, dass man auseinanderdriftende Gesellschaften zusammenbringt, indem man die Spaltung eskalieren lässt, wird zwar von Salonmarxisten gern gepflegt – das sind aber pseudoreligiöse Apokalypsen. Es ist kein Zufall, dass auch Linkspopulisten selten über das Minimum hinaus Klimawandelbewältigung thematisieren. Obwohl das pars pro toto für mehr internationale Gerechtigkeit steht.

Grundwerte globalen Zusammenlebens

Der Kampf gegen Trump und Rechtspopulismus in der EU ist kein Kampf links gegen rechts, sondern er ist eine politische Kontroverse um die Grundwerte und Grundregeln eines globalen und europäischen Zusammenlebens. Auch wenn Barack Obamas Klimapolitik längst nicht annähernd so weitgehend war, dass die Probleme damit gelöst werden könnten: Sie war ein Bekenntnis zu den Prozessen, Regeln und Werten, mit denen wir unser globales Koexistieren seit einiger Zeit managen. Donald Trump steht mit seiner Verachtung für eine liberale, weltoffene Gesellschaft und der Leugnung der komplexen gegenseitigen Abhängigkeiten und gemeinsamen Probleme für die Zerstörung dessen, was die Weltgesellschaft im Moment einigermaßen zusammenhält.

Wir haben es also auf der einen Seite mit frustrierten Zerstörern zu tun, die von rechts und links durch anti-globalkapitalistische Impulse aktiviert werden. Auf der anderen Seite stehen anpackende Reformer, manche naiv, manche voller Überzeugung, die den Ausbau der liberalen Moderne vorantreiben wollen. Das muss zwingend Gerechtigkeit, Sicherheit und auch wachsenden Wohlstand beinhalten – und all dies ist das politische Versprechen der ökosozialen Wende zu einem radikal ressourcenreduzierten Wirtschaften.

Miteinander statt gegeneinander

Dieses ressourcenreduzierte Wirtschaften allein ist aber nicht die Lösung, das können auch autoritäre Regime voranbringen, wie man in China sieht. Wenn der Problemdruck durch die Luftverschmutzung in Städten immens wird. Wenn die ökonomische Chance erkannt wird, durch Industriepolitik die Führung der Weltmärkte Windenergie, Solarenergie und Elektromobilität zu übernehmen.

Die Lösung ist also nicht simpel: Gegen Trump. Sie ist auch nicht simpel: Für Öko-Wirtschaft. Die Lösung ist eine gesellschaftliche Mehrheit jenseits der populistischen Ränder, die den Ausbau der sozialökologischen Moderne als wichtigen Bestandteil der Verteidigung der liberal und global denkenden und handelnden Gesellschaften begreift. In dem Wissen, dass die Leute und Länder mit anderen Interessen nicht weggehen und auf einem anderen Planeten ihr Ding machen. Am Ende muss eine Koexistenz stehen.

Die neue Formel ist also nicht: Wir gegen Trump. Oder wir gegen die.

Sondern: Wir.

PETER UNFRIED ist Co-Chefredakteur des taz-Magazins zeozwei.

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