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Lichterketten auch in Ostdeutschland

■ Sachsen demonstrieren gegen Fremdenhaß/ Kirchen rufen zu Solidarität auf/ Rita Süssmuth würdigt Lichterketten

Berlin (taz/AP/AFP/dpa/epd) Als Zeichen gegen die Ausländerfeindlichkeit gab es auch gestern und in den Tagen zuvor Lichterketten in verschiedenen Städten.

Am gestrigen Abend war in Essen eine große Lichterketten-Aktion angesagt. Etwa 3.000 Menschen haben am Mittwoch abend in der sächsischen Stadt Freiberg mit einer Lichterkette gegen Ausländerfeindlichkeit und Gewalt demonstriert. Mit Kerzen, Lampions und Fackeln zogen sie entlang der historischen Stadtmauer durch die Innenstadt von Freiberg.

Bei klirrender Kälte haben am Silvesterabend etwa 1.000 Menschen auf dem Erfurter Domplatz gegen Ausländerfeindlichkeit demonstriert. Sie waren einem Aufruf eines Aktionskomitees für Menschlichkeit und Toleranz gefolgt. Die Demonstranten hatten auf den Stufen vor der Severikirche und dem Dom der Thüringer Landeshauptstadt Kerzen aufgestellt. An derselben Stelle hatte vor knapp drei Jahren Bundeskanzler Kohl vor 100.000 Zuschauern verkündet, daß der Osten Deutschlands sich in drei bis fünf Jahren in blühende Landschaften verwandeln werde.

In den letzten Tagen hatten sich in weiteren sächsischen Städten, unter anderem in Leipzig und am Montag in Dresden, jeweils mehrere zehntausend Menschen an Lichterketten gegen Fremdenhaß beteiligt.

Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hat das Eintreten der Deutschen gegen Ausländerfeindlichkeit gewürdigt. Mit den Demonstrationen gegen Fremdenhaß seien nach der brutalen Gewalt deutliche Zeichen für eine gewaltfreie Auseinandersetzung mit den anstehenden Problemen, für Toleranz und Vernunft gesetzt worden, sagte die CDU-Politikerin gestern in ihrer Neujahrsansprache. „Gleichzeitig haben die politisch/ parlamentarischen Entscheidungen mit scharfer Ahndung der Verbrechen und dem Verbot neofaschistischer Organisationen die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie unter Beweis gestellt“, behauptete sie.

Zur Solidarität mit den ausländischen Mitbürgern haben die evangelischen und katholischen Bischöfe aufgerufen. Zugleich würdigten die Repräsentanten der christlichen Kirchen in ihren Silvester- und Neujahrsansprachen die Lichterketten der vergangenen Wochen als sichtbares Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus in Deutschland.

Münchens Kardinal Friedrich Wetter appellierte an die in der Bundesrepublik lebenden Juden und Ausländer, Vertrauen in die große Mehrheit des deutschen Volkes zu haben. Die Lichterketten hätten „haßerfüllten Randalierern heimgeleuchtet und ihnen gezeigt, daß sie Außenseiter unserer Gesellschaft sind“, meinte er optimistisch.

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