: Mehr Marx - weniger Waigel
■ betr.: "Entstaatlichung der Köpfe", taz vom 22.12.92
betr.: „Entstaatlichung der Köpfe“, taz vom 22.12.92
Die von Götz Aly beklatschte Entstaatlichung der Wohnungswirtschaft ist kein emanzipatorischer Schritt, sondern ein Rückfall in den Dschungel kapitalistischer Makler – und Versicherungssyndikate. Es ist der Herstellung einer solidarischen Gesellschaft in keiner Weise förderlich, daß Wohnen wieder individualisiert wird, mit all den widerlichen Folgen des Kampfes um Preise, Verträge und Versicherungen. Aber Götz Aly geht ja noch weiter: Er fordert die totale Entstaatlichung der Köpfe. Statt sinnvoller staatlicher Verantwortung also Individualismus pur! Eine Gesellschaft sich bekämpfender Privateigentümer.
Bei allem Verständnis für persönliche DDR-Traumata: nicht die Beseitigung staatlicher Verantwortung ist gefragt, sondern ihre Inanspruchnahme durch kollektive, soziale und ökologische Interessen, in guter, alter linker Tradition. Lieber Götz Aly: etwas mehr Marx bitte – und weniger Waigel. Bernd H.Schoeps, Dortmund
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