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Who's Who in Bremen?

■ Neues Promi-Buch gibt teure Auskunft über manchen Bremer / Eher Werbegeschenk

Who's Who in Bremen?

Neues Promi-Buch gibt teure Auskunft über manchen Bremer / Eher Werbegeschenk

Ein Buch über die Prominenten dieser Stadt — eigens für die Reichen dieser Stadt — ist frisch erschienen. „Skizzen und Porträts“ heißt der teure Ledereinband, der für die NormalbürgerIn mit 175 Mark im Buchladen erhältlich ist.

„Ein Buch, das als Nachschlagewerk geeignet ist, aber einen ganz schönen Preis hat“, fand auch Ernst Waltemathe (MdB), der das Buch gestern der Presse vorstellte. Er vermutete, daß die Firmen, die darin vorgestellt werden, das Buch als Werbegeschenk nutzen. Die abgelichteten prominenten BürgerInnen dieser Stadt konnten zum Subskriptionspreis ein leinengebundenes Exemplar für nur 125 Mark erhalten. Bei großer Abnahme werden für Firmen Extra- Konditionen ausgehandelt.

„Die Personenauswahl ist mit Absicht in der beliebigen Reihenfolge von A-Z zusammengestellt. So erscheinen ganz unterschiedliche Personen nebeneinander“, erzählte die Herausgeberin Barbara Brettschneider. Bei der Preisgestaltung hätten sie hingegen keinen Einfluß gehabt, lippenstiftlächelte sie: „Am Honorar liegt es bestimmt nicht.“

Fast 250 BremerInnen werden je auf einer Seite vorgestellt, darunter nur 36 Frauen. „Es ist ganz gut, wenn die Stadt Bremen einen nicht ganz repräsentativen Querschnitt zeigt“, sagte Waltemathe. Das Buch stellt auch einige MitbürgerInnen vor, „die der Allgemeinheit weitgehend unbekannt sind“, hieß es bei der Vorstellung.

Die Auflage ist nur „wenige tausend Exemplare“ groß, sagte Mitherausgeber Eckehard Brettschneider, Barbara Brettschneiders Ehegatte.

Warum man so ein Buch herausgibt? „Einmal bin ich selber Bremer, was ein Teil der Motivation für mich war. Und es bot sich Gelegenheit, diese 240 Personen kennenzulernen“, erläuterte er. Aber es war nicht nur eitel Spaß, nein, Arbeit hat das Ganze schon gemacht. „Faxe, die zwei Meter lang waren“, mußten bearbeitet werden, und aus „zweistündigen Tonbandgesprächen mußte ein Extrakt“ geschöpft werden. Professor Wolfgang Eichwede von der Universität Bremen hat auf Anfrage seiner Pressestelle ein Text über sich entworfen: „Im wesentlichen wurde es den Leuten selbst überlassen, sich darzustellen.“ Nur etwa 10 Leute wollten überhaupt nicht in das Promi- Buch — wie etwa Otto Rehhagel. Aber wer die Selbstdarstellung von Christine Bernbacher, Johann Kresnik oder Sabine Uhl lesen will, kann die kalten Gliedmaßen in diesen Tagen ein bißchen im Buchladen aufwärmen und der High-Society von Bremen im Ledereinband zurücklächeln.

vivA

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