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Über 2.000 Drogentote 1992

■ Jedoch weniger Opfer als 91/ Kaum Tote in Ostdeutschland

Frankfurt (AP) – Der rasante Anstieg der Zahl der Drogentoten ist gestoppt: erstmals wurden 1992 weniger Rauschgiftopfer gezählt als im Vorjahr. Nach einer Länderumfrage starben 1992 nach vorläufigen Berechnungen 2.029 Menschen an ihrer Sucht. Im Jahr zuvor hatte das Bundeskriminalamt in Wiesbaden 2.125 Drogentote registriert. Als möglichen Grund für den Rückgang nannten Experten verstärkte Hilfsangebote für Süchtige. 1991 war die Zahl der Opfer noch um ein Drittel und 1990 sogar um die Hälfte gegenüber dem jeweiligen Vorjahr gestiegen.

In den neuen Bundesländern nimmt die Zahl der Rauschgifttoten allerdings weiter zu: von einem im Jahr 1991 auf drei im vergangenen Jahr. Auch drei Jahre nach dem Fall der Mauer haben die Drogenprobleme des Westens nach Einschätzung der Polizei jedoch nicht in dem befürchteten Ausmaß auf den Osten übergegriffen. Die endgültige bundesweite Bilanz der Drogentoten wird in einigen Wochen erwartet, wenn die Obduktionen abgeschlossen sind.

Die deutlichste Abnahme verzeichnete die Polizei in Hessen, Hamburg und Berlin, die in den vergangenen Jahren auch zu den Ländern mit den höchsten Steigerungsraten gehört hatten. In Hessen wurden im letzten Jahr 269 Drogentote nach 310 im Vorjahr gezählt. Ein Sprecher des Innenministeriums nannte als mögliche Gründe dafür eine verbesserte Gesundheitsfürsorge für Abhängige, das 1992 gestartete Methadonprogramm sowie verstärkten Druck der Polizei auf die offene Drogenszene in Frankfurt und damit verbunden die Abwanderung vieler ortsfremder Süchtiger.

In Hamburg wurden im letzten Jahr 131 Drogentote nach 184 im Vorjahr und in Berlin 207 nach 242 verzeichnet. Das Hamburger Landeskriminalamt kündigte an, daß ab 1. Januar dieses Jahres Drogentote überhaupt nicht mehr einzeln aufgelistet würden.

Ebenfalls rückläufige Zahlen meldete Niedersachsen (200 nach 206). Erstmals waren nach Angaben des LKA in Hannover 40 Prozent Einsteiger unter den Toten, was darauf hindeute, daß es sich um Fixer-Unfälle handelte. In den Jahren zuvor war die drastische Zunahme vielfach darauf zurückgeführt worden, daß die Widerstandskraft vieler Langzeitabhängiger erschöpft gewesen sei.

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