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Unterm Strich

Zum Gedenken an die im Konzentrationslager Auschwitz ermordete Kinderbuchautorin Else Ury (1877-1943), deren „Nesthäkchen“-Bücher bis heute eine Auflage von fast sieben Millionen Exemplaren erreichten, wird Berlins Bürgermeister Eberhard Diepgen morgen einen Kranz am Grab der Familie Ury auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee niederlegen lassen. Zur Zeit ist eine „Nesthäkchen“- Gesamtausgabe in Vorbereitung, die insbesondere für den Markt der neuen Bundesländer gedacht ist. In der DDR waren die Geschichten nie erschienen.

Die beiden deutschen PEN-Zentren wollen gemeinsam an die Bücherverbrennungen nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 in Berlin erinnern. Die Veranstaltung soll am 10. Mai am historischen Ort, dem Opernplatz Unter den Linden, organisiert werden. Einen entsprechenden Vorschlag nahm die Mitgliederversammlung des ostdeutschen PEN- Clubs am Samstag zum Abschluß ihrer Tagung in Berlin an. Der 85jährige jüdische Autor Rudolf Hirsch und seine Frau Rosemarie Schuder hatten den Vorschlag eingebracht. Bundespräsident Richard von Weizsäcker will man die Schirmherrschaft antragen.

Die ostdeutschen PEN-Mitglieder wollen sich weiterhin für die Rehabilitierung Carl von Ossietzkys einsetzen, der schon in der Weimarer Republik die geheime Aufrüstung der Reichswehr angeprangert hatte und 1931 als „Vaterlandsverräter“ verhaftet worden war. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofes vom 3.Dezember 1992, eine Rehabilitierung zu verweigern, käme einer „Verhöhnung“ des 1938 an den Folgen seiner Inhaftierung durch die Nazis gestorbenen Publizisten und Friedensnobelpreisträgers gleich, heißt es in einer Erklärung.

Ein deutsch-israelisches Kolloquium „Verfemte Musik – Komponisten in den Diktaturen unseres Jahrhunderts“ hat am Samstag in Dresden begonnen. Etwa 150 Teilnehmer aus Ost- und Westeuropa, Israel und den USA nehmen an der viertägigen Veranstaltung vom Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik und der Bar-Ilan-Universität, Ramat Gan, teil. Das Programm sieht sieben Konzerte von der Werkstatt bis zur festlichen Aufführung vor, in denen Werke unter anderen von Paul Hindemith, Paul Dessau, Darius Milhaud und Erwin Schulhoff interpretiert werden.

Die Mailänder Justizbehörden wollen einen Prozeß gegen den Theater- und Opernregisseur Giorgio Strehler eröffnen, trotz des Schuldbekenntnisses seines ehemaligen Buchhalters. Wie der Corriere della Sera am Samstag berichtete, wurde der Buchhalter Achille Peirano drei Stunden lang vom Untersuchungsrichter zu dem rätselhaften Verschwinden von umgerechnet 800.000 Mark im Mailänder „Piccolo Teatro“ aus Förderungsfonds der Europäischen Gemeinschaft verhört.

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