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■ Schwule Filmnacht heute:Fun Down There

Schwule Filmnacht heute:

Fun Down There

Ein naiver Jüngling vom Lande kommt ins große New York. Und man glaubt schon zu wissen, wie's ihm ergehen wird. Entweder tragisch, melodramatisch oder komisch: sicher wird er Federn lassen, und als unerfahrener Schwuler in arge Bedrängniss geraten.

Diese Erwartungen enttäuschtRegisseur Roger Stigliano mit seinem überraschend freundlichen und bescheidenen low budget Film. Buddy Fields wird zwar fast wie ein Bilderbuchopfer präsentiert: gleich in der ersten Szene kann er nicht in Ruhe masturbieren, weil seine Mutter energisch damit droht, ins Zimmer zu kommen, und in Manhattan geht er ohne Zögern mit dem ersten Mann, den er trifft, auf ein Hausdach, um die erste homoerotische Erfahrung seines Lebens zu machen.

Aber in diesem Film ist New York einmal nicht das gefährliche Sündenpfuhl, und schwule Lust ist weder mit Schuld noch mit Neurosen befrachtet. Nach der Untergangsstimmung der meisten Schwulenfilm der späten achziger Jahre, in denen „Fun“ durch Aids kaum noch möglich schien, ist dies ein Film über junge Schwule, die ihr „Coming out“ bereits nach den strengen Regeln des „Safer Sex“ erleben, und sich vorsichtig wieder zu amüsieren trauen.

Im Laufe von „A Week in the Life“ (so der Untertitel des Films) findet Buddy Fields in New York Arbeit (natürlich gemäß dem Mythos als Tellerwäscher), gleich zwei Liebhaber und vor allem eine selbstsichere Einstellung zu seiner eigenen Sexualität. Stigliano erzählt diese Entwicklungsgeschichte in in langen Einstellungen aus mittlerer Entfernung, ohne Schnitte und Kameraschwenks. So sieht man genau wie eine spießige Familie in einer amerikanischen Kleinstadt wohnt; wie dort das Zimmer eines Jugendlichen aussieht, wie ein junger Schwuler in Brooklyn seine Wohnung einrichtet, und wie in einem Restaurant in East Village die Teller abgespült werden. Stigliano verwendet noch einige andere Techniken aus der Trickkiste des Kunstkinos, wie stumme Kamerafahrten, Einstellungen in realer Zeit und Zwischentitel, die neben dem Wochentag auch noch den genauen Standpunkt der gefilmten Szene auf einer Landkarte mit einem Kreuz vermerken. Aber merkwürdigerweise bleiben Buddy und die anderen Filmfiguren trotz dieser eigenwilligen Stilübungen sehr lebendig und authentisch.

Buddys Freunde sind über seine Unschuld und Naivität mindestens genauso erstaunt wie dieser über das wilde, freie (aber immer vorsichtige) Leben in der großen Stadt. Dieser Kontrast gibt dem Film einen ganz eigenen, sanften Humor. „Fun Down There“ ist eine kleine, freundliche Komödie über einige ganz unspektakuläre Schwule. Also auch „Fun up there“ (auf der Leinwand). Wilfried HippenCinema nur heute um 22.45 Uhr (Englisch ohne Untertitel)

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