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Lokalkoloratur

■ betr.: Frank Sinatra

LOKALKOLORATUR

Das Foto in dieser Spalte ist schon dreißig Jahre alt, der Mann darauf hat inzwischen reichlich Fett angesetzt, seine gerühmten blauen Augen sind wäßrig, seine Stimme ist zittrig geworden, unterm Hütchen kaschiert ein Toupet die Mängel. Tragisch für einen, dessen Kapital einmal Erscheinung, Augen und Stimme waren, und der auch mit 77 Jahren noch den Liebling aller Frau'n spielen will. Francis Albert Sinatra, genannt Frank, leidet offenbar an Altersstarrsinn; anders ist nicht zu erklären, warum er immer noch, nur notdürftig von einem orthopädischen Korsett zusammengehalten, würdelos auf Bühnen herumstolpert, die alten Schlager ins Mikrophon nölt und seinen Ruf als Inbegriff des US-Showbusiness und Sexsymbol der Mittelklasse ramponiert. Am 2. Juni dieses Jahres wird Sinatra erstmals Hamburg heimsuchen, teilte uns gestern voller Stolz die ortsansässige Konzertagentur Jahnke mit. Offenbar rechnet der Veranstalter damit, daß es sich hierzulande nicht herumgesprochen hat, daß der Alte nurmehr ein Schatten früherer Tage ist: In Erwartung eines satten Auftriebs an reiferen Damen mit verklärtem Blick wurde für den Liebling von Nancy Reagan und der Mafia der Derby-Park im Stadtteil Klein Flottbek angemietet. Hier soll Frankieboy unter freiem Himmel und musikalisch am Tropf eines achtzigköpfigen Orchesters seine Revue („durch 50 Jahre Showgeschichte“) abnudeln, zum abertausendsten Mal die einsamen „Strangers in the night“ beweinen oder trotzig „I did it my way“ grummeln. Wenn ihn bis dahin nicht der Schlag getroffen hat. Was wir dem alten Mann beileibe nicht wünschen. Gabi Thaler

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