: Bald sächselnde „Fußbroichs“?
■ Fans der einzig wahren Familienserie lechzen nach mehr
Gibt es ein Leben nach den Fußbroichs? Sind die Abende im WDR-Sendegebiet nicht irgendwie leer, seitdem uns dat Annemie und dä Fred nicht mehr mit rheinischem Frohsinn und Lebensweisheiten fürs Gewürzregälchen beliefern? Denn nur wer sich wie die Kölner Serienhelden an den vier Koordinaten der Glückseligkeit – Urlaub, Auto, Wohnung, Familie – orientiert, hat eine Chance, sich in unserer komplexen Zivilisation noch zurecht zu finden.
Ach wie gut, daß es Video gibt. Wie sonst sollten Tausende süchtiger Fußbroich-Fans die Durststrecke bis zum nächsten Serienblock überstehen? Fanclubs von Münster bis zum Hunsrück veranstalten Fußbroich-Abende, besuchen die Fußbroichs in ihrer telegenen Rustikal-Wohnung in Köln- Buchheim und lechzen nach weiteren Folgen. Auch nach dem Ende des letzten Serienblocks am 5.Januar gelten die Fußbroichs in Köln als todsicheres Rezept, um auf Partys endlich mal Gehör zu finden. Besonders großen Beifall erhält erfahrungsgemäß der Fußbroich-Beitrag zum Thema Ausländerfreundlichkeit: „Die Griechen und Italiener sinn immer so schön braun.“
„In jedem von uns steckt ein Fußbroich“, meint die Filmemacherin Ute Diehl, und tatsächlich: Sie sind uns oft so nah. Meinem Freund Josef jedenfalls spricht Fred Fußbroich aus der Seele, wenn er sich auf der Paris-Tour über den Besichtigungsstreß beklagt: „Immer nur Jebäude, is doch langweilisch.“ Und doch hat die „einzig wahre Familienserie“ einen Haken. Über die Lindenstraßen-Nervensäge Nr.1, Mutter Beimer, alias Taube, kann man wenigstens ungehemmt und in aller Öffentlichkeit herziehen. Mit den Fußbroichs ist es da schon komplizierter. Mein Freund Thorsten erlebte neulich beim Frisör eine böse Überraschung, als seine Friseuse ihm, nachdem er fünf Minuten lang beste Fußbroich-Gags erzählt hatte, bierernst verkündete: „Der Frank Fußbroich ist ein Freund von mir. Letzte Woche noch war ich beim Frank auf einer Party.“ Ebenfalls wenig Spaß am Fußbroich-Rummel hat ein gewisser Manfred Fußbroich aus Köln. Dem mußte der WDR für die Weihnachtszeit einen Anrufbeantworter leihen. Text: „Wir sind nicht die Fußbroichs aus dem Fernsehen...“ Wenn die Serie ab dem 18.August 1993 auch in der ARD ausgestrahlt wird – mit hochdeutschen Videotext-Untertiteln – dann soll aus den Fußbroichs der größte kölsche Exportschlager seit BAP werden. Ute Diehl, die Erfinderin der Fußbroichs, träumt bereits von weiteren Highlights am Serienhimmel: hessische Fußbroichs und – als Clou – sächselnde Fußbroichs aus den FNL. Anne-Béatrice Clasmann
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen