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»Rheingold« neu

Günter von Kannen als Nibelungen-Zwerg Alberich bot den umjubelten sängerischen Höhepunkt bei der Wiederaufnahme des Rheingold an der Staatsoper. Fehlerlos und leidenschaftlich gestaltete er die Bariton-Partie des betrogenen Betrügers und Ringschmieds. Doch auch darstellerisch gab er dem in all seiner Gier mitleiderregenden Zwergenherrscher eine reiche Interpretation.

In der Inszenierung Günter Krämers, dessen postmodernes Märchentheater hier viele schöne Bilder komponiert und eine eindringliche Personenführung leistet, gefällt vor allem noch Horst Hiestermann als Loge und Hanna Schwarz als Fricka.

Der kurzfristig für Hartmut Welker eingesprungene Hans-Peter Scheidegger, der mit Handzeichen aus dem Bühnenseitenraum geführt werden mußte, blieb dagegen blaß. Gerd Albrecht führte seine Philharmonie zurückhaltend bis ängstlich. Vielleicht führte das zum Übersprungsverhalten der Bläser, die häufiger rhythmisch und tonal patzten.

Viele schöne Regieeinfälle Krämers lassen aber dennoch das Manko nicht in Vergessenheit geraten, daß Wagners Herrenmenschen-Ideologie, wenn auch anschaulich psychologisiert, hier nie unwidersprochen bleibt. Der zweieinhalbstündige Augenschmaus bleibt ohne streitenden Standpunkt und vollführt die männliche Phantasie Wagners mit Akuratesse. Perfekte Unterhaltung für die rechte Hirnhälfte. tlb

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