■ Das Portrait
: Christine Weiske

Als Christine Weiske die Wahl hatte, sich um ein Mandat im Brandenburger Landtag zu bewerben oder kooptiertes Mitglied im Bundesvorstand der Grünen zu werden, hätte sie im Grunde ihres Herzens letzteres vorgezogen. Doch bis die 42jährige aus Brandenburg ihrem Wunsch folgen und nach Bonn ziehen konnte, mußte sie noch ein Zwischenspiel als Spitzenkandidatin ihrer Partei absolvieren, die händeringend eine Frau für diesen Posten suchte. Doch der Sprung in den Landtag am 14.Oktober 1990 gelang nicht, weil in Brandenburg kein breites Bündnis der Bürgerbewegungen zustande kam. Vor der Wende hatte sich Weiske bei der Bürgerrechtsgruppe „Demokratie Jetzt“ engagiert, danach widmete sie sich dem Aufbau einer grünen Partei in der DDR. Als Sprecherin der Ost-Grünen war Weiske, die von der FAZ als „tatendurstiges Mitglied“ tituliert wurde, Mitglied der Verfassungsgruppe beim zentralen Runden Tisch.

Nur einen Tag nach der ersten gesamtdeutschen Wahl am 2.12.1990, bei der die Grünen im westlichen Wahlgebiet an der Fünf-Prozent- Hürde scheiterten, kam sie in den Bundesvorstand. Sie selbst fühlte sich keiner Strömung verpflichtet, sah sich aber eher als ausgewiesene Linke. Auf dem Bundesparteitag der Grünen Ende April 1991 in Neumünster wurde sie dann für Außenstehende überraschend zur gleichberechtigten Sprecherkollegin von Ludger Volmer gewählt. Mit 344 zu 263 Stimmen setzte sie sich gegen die „Promi- Frau“ Antje Vollmer durch.

hier Foto Nr. 22

Foto: Andreas Schölzel

Aus Protest gegen die Benachteiligung der ostdeutschen Grünen ist sie jetzt als Bundesvorstandssprecherin zurückgetreten. Ihr Kollege Volmer zeigte sich „sehr überrascht und sehr bestürzt“. Er würdigte sie umgehend als „Dolmetscherin“ zwischen West- und Ostgrünen; er erinnerte daran, daß Weiske seit ihrer Wahl in den Vorstand „einer der übelsten Intrigen“ ausgesetzt gewesen sei, Es seien immer wieder Gerüchte über „angebliche Vergangenheiten“ gestreut worden, die sich alle als Lügen erwiesen hätten.

Christine Weiske hofft nun, daß sich die Ostgrünen nach ihrem Rücktritt nicht mehr so viel bieten lassen. Sie sieht keine Chance, daß im künftigen „Bündnis 90/Die Grünen“ auch nur ein Grüner aus Ostdeutschland an die Parteispitze gewählt werde. Trotzdem: „Die Ostgrünen werden unverzagt weiter machen wie bis jetzt, denn verwöhnt worden sind wir nicht“. wg