: „Wir zwingen den Frühling herbei“
■ Bill Clinton hält eine kurze, lyrisch-beschwingte Antrittsrede voller Allgemeinplätze
Washington (dpa/taz) – Die USA haben seit gestern, 18.00 Uhr,. einen neuen Präsidenten. Bill Clinton und sein Vize Al Gore wurden in alter Tradition unter freiem Himmel vor dem Kapitol in Washington vereidigt. In seiner mit Spannung erwarteten Antrittsrede, die sich als eine der kürzesten in der gesamten US-Geschichte herausstellte, sprach Clinton bilderreich, aber wenig konkret. Amerika müsse sich wandeln, um zu überleben, hieß seine die zentrale Aussage. „Heute feiern wir den Traum der amerikanischen Erneuerung“. hatte Clinton die Rede begonnen. „Diese Zeremonie findet zwar mitten im Winter statt, aber durch unsere Worte und unsere Mienen, die wir der Welt zeigen, zwingen wir den Frühling herbei.
Ein Frühling, wiedergeboren in der ältesten Demokratie der Welt, der die Vision und die Courage heraufbeschwört, Amerika neu zu erfinden. Als unsere Gründerväter der Welt kühn Amerikas Unabhängigkeit und dem Allmächtigten unsere Ziele verkündeten, wußten sie, daß Amerika sich ändern müsse, um zu überdauern.
Nicht Wandel um des Wandels willen, sondern Wandel, um Amerikas Ideale zu bewahren - Leben, Freiheit und das Streben nach Glück.... Jede Generation muß bestimmen, was es für sie heißt, Amerikaner zu sein....Heute übernimmt eine Generation, die noch im Schatten des Kalten Krieges aufgewachsen ist, die Verantwortung in einer Welt, die zwar von der Sonne des Friedens gewärmt wird, aber immer noch von uralten Haßgefühlen und neuen Plagen bedroht wird.
Aufgewachsen in beispiellosem Wohlstand übernehmen wir eine Wirtschaft, die immer noch die stärkste in der Welt ist, aber durch Konkurse, stagnierende Einkommen, wachsende Ungleichheit und tiefe Zerrissenheit in unserem Volk geschwächt ist....Wir verdienen unseren Lebensunterhalt in friedlichem Wettbewerb mit Völkern überall auf der Welt.
Tiefgreifende und machtvolle Kräfte erschüttern und verändern unsere Welt, und die dringende Frage unseres Zeitalters ist, ob wir Veränderungen zu unserem Freund und nicht zu unserem Feind machen können.
Diese neue Welt hat schon das Leben von Millionen Amerikanern bereichert, die fähig sind, in dieser Welt zu wetteifern und zu gewinnen. Aber wenn die meisten Menschen härter für weniger arbeiten, wenn andere überhaupt nicht arbeiten können, wenn die Kosten der Gesundheitsfürsorge Millionen ruinieren und viele unsere Unternehmen, ob groß oder klein, mit Konkurs bedrohen, wenn die Angst vor Verbrechen gesetzestreue Bürger ihrer Freiheit beraubt und wenn Millionen von armen Kindern sich nicht einmal das Leben vorstellen können, zu dem wir sie aufrufen, haben wir Veränderung nicht zu unserem Freund gemacht.“
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