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Betr.: unterm strich

Alle heißen Meldungen vergeben, von werten Kollegen weggeschnappt, als da wären – erstens – Christa Wolfs acht Monate des Schweigens, seitdem sie über ihre Stasi-Kontakte Bescheid weiß, und – zweitens – der zarten Audrey Hepburn Tod. Da guckt die Kurzmelderin ganz schön in die Röhre. Trösten wir uns also mit den kleinen Dingen, die unsere kleinen Leben machmal zu versüßen vermögen. Da wäre der erfreuliche Hinweis auf ein besonders schönes Exemplar Mann zu tätigen, dem alle gerontophilen Heterofrauen und Schwulen die Treue halten, wie man immer wieder in Stunden persönlichsten Erfahrungsaustausches bei einem Glase Wein erfahren kann. Gregory Peck, um ihn handelt es sich, wird auf der Berlinale für sein Lebenswerk mit dem „Goldenen Bären“ geehrt werden. Er ist jetzt 76 Jahre alt. Da Augen bekanntlich nicht altern, wird Gregory uns hoffentlich vor Ort, live, mit seinen braunen Äuglein bestechen wie einst in seinen Filmen „Wer die Nachtigall stört“, „Nevada“ oder „Schnee auf dem Kilimandscharo“. An diese hätten wir noch bessere Erinnerungen, hätte nicht Mama seinerzeit in trauter Familienrunde vor dem Fernseher ein kleines bißchen zu schmachtend auf den Bildschirm geschaut. Das kleine Bißchen nämlich hat Vater leider sehr eifersüchtig gemacht, so daß jene Sorte Abend mit Scherben und Gebrüll endete. Wenn Gregory mitspielte. Übrigens: Mister Peck ist verheiratet und wird seine Gattin auch nach Berlin zur Ehrung am 19.Februar mitbringen. Wir freuen uns aufrichtig.

„Hochkarätige Exponate“ (dpa) wird es in Berlin mal wieder zu besichtigen geben. Es kommen nämlich die Etrusker, bzw. deren kulturelles Erbe. 600 Schaustücke überwiegend aus italienischen und französischen Museen sollen im Lustgarten des Alten Museums gezeigt werden, darunter – als nördlichster Fund – auch eine Bronzefibel aus der Gegend um Alfeld in Niedersachsen. Die Etrusker kommen aber nicht einfach so, sie kommen gleichsam als Botschafter. Bei der Ausstellung soll „die europäische kulturelle Dimension“ im Mittelpunkt stehen, sozusagen das Einigende, das Europa in Form besagter Etrusker schon in die kulturelle Wiege gelegt wurde. Die erste Etrusker- Show auf deutschem Boden ist das allerdings nicht. Zu DDR-Zeiten hat es an gleicher Stelle bereits „Die Welt der Etrusker“ gegeben, die sich damals, nach Auskunft von dpa, „vor allem auf archäologische Denkmäler aus den sozialistischen Ländern“ stützte – die Etrusker als Frühsozialisten? Wie dem auch sei, nun haben wir die Euro-Etrusker. Ob das die Bürger aus den Beitrittsgebieten erheben wird? Doch Honi soit qui mal y pense. Was sollten das auch für Zeiten sein, in denen ein Gespräch über Etrusker nicht mehr so richtig fluppen will (hier in der Redaktion zählt das kennerisch-erörternde Reden über Etrusker und Angrenzendes selbstredend zu den schönsten Hobbies).

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