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Aids ein Laborprodukt?

■ betr.: "Der Auftrag hieß Desinformation", taz vom 30.12.92

betr.: „Der Auftrag hieß Desinformation“ von Wolfgang Gast, taz vom 30.12.92

[...] Dieser Text enthält einige grobe Unwahrheiten. Kurz nachdem im August 1985, Presse und Fernsehen die Nachricht brachten, das Aids sei vom afrikanischen grünen Affen auf den Menschen übertragen worden, schickten wir im September 1985 einen ersten Bericht an Professor Sönnichsen, den damaligen Aids-Verantwortlichen für die DDR, in dem wir die – inzwischen weitgehend als Fälschung erkannten – Geschichten vom grünen Affen widerlegten und die ersten Hinweise zusammenstellten, wonach das Aids ein Laborprodukt sei.

Ein wesentlich kompletterer Bericht folgte im November 1985 nach dem Kongreß „Aids in Africa“, der in Brüssel stattfand. Eine komplette Darstellung in englischer Sprache versandten wir an zahlreiche Fachkollegen im In- und Ausland nach der Pariser Aids-Konferenz im Juni 1986. Aufgrund dieses Materials erarbeitete eine Gruppe afrikanischer Ärzte eine Broschüre: „Aids-USA home made evil; not imported from Africa.“ Diese veranlaßte die USA-Vertretung in Berlin zwei Mitarbeiter zu uns zu schicken, um genauere Informationen über unsere Studien einzuholen.

Im gleichen Zeitraum hielten wir zahlreiche Vorträge, zum Teil in ausgesprochenen Fachgremien, in denen wir unsere Thesen darlegten. Die dabei oft anwesenden erstklassigen Fachkräfte auf dem Gebiet des Aids, konnten keine wirklich stichhaltigen Argumente gegen unsere Theorien vorbringen. Daraus ergibt sich eindeutig, daß diese Theorien nicht von einem politisch motivierten Geheimdienstoffizier, sondern von Biologen mit unfassenden Kenntnissen konzipiert wurde. Es ist auch klar erwiesen, daß diese Theorie nicht aus einem Abkommen zwischen zwei Geheimdiensten im Jahre 1987 resultiert, sondern daß sie von uns bereits 1986 international zur Diskussion gestellt wurde.

Eine weitere Desinformation begeht Herr Gast, wenn er schreibt von amerikanischer Seite habe es keine Reaktion gegenüber der taz gegeben. Wahr ist vielmehr, daß Herr J.C.Kornblum, der amerikanische Gesandte in Berlin-West einen empörten Brief geschrieben hat, der von Ihrer Zeitung auch abgedruckt wurde. Außerdem hängte die USA-Botschaft in der DDR einen drei Quadratmeter großen Poster aus, in dem versucht wurde, unsere Argumente zu widerlegen, indem man sich auf den sowjetischen Akademiker Jdanov berief. Ferner brachte der „Rundfunk im amerikanischen Sektor“ in seiner Sendung „Zeichen der Zeit“, die sonst astronomischen Problemen gewidmet war, eine stark entstellte Darstellung unserer Gedanken mit entsprechender Kritik. Bezeichnend ist auch, daß Stefan Heym, amerikanischer Offizier im Zweiten Weltkrieg, nach Erscheinen des Aids-Interview von der amerikanischen Botschaft zur Persona non grata erklärt wurde.

Auch sonst hält sich die amerikanische Seite bei der Berichterstattung über das Aids nicht immer an die Wahrheit. Bei dem bereits erwähnten Besuch der amerikanischen Diplomaten, überreichten wir ihnen eine Ausarbeitung mit 77 Literaturzitaten, zumeist aus englischen und amerikanischen Zeitschriften. Nur zwei von den 77 Literaturstellen stammten aus Publikationen welche bei Verlagen aus der DDR veröffentlicht wurden. Am 19.April 1987 schrieb aufgrund dieser Unterlagen, Frau Kathleen Bailey, Secretary of State in the Bureau of Intelligence and Research, in der Los Angeles Times: die Segals hätten kein wissenschaftliches Literaturstudium getrieben und ihre Theorie mit einem einzigen, in der DDR erschienenen Buch begründet. [...] Dr.Lilli Segal, Berlin

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