piwik no script img

Vergewaltiger erkannt

■ Polizei ermittelt gegen Serben

Hamburg (dpa) – Die Berliner Kriminalpolizei ermittelt nach Informationen von Bild am Sonntag gegen neun serbische Tschetniks, die von Opfern während einer Sat.1-Sendung „Einspruch“ im Publikum erkannt wurden. „Mord, Vergewaltigung und schwere Körperverletzungen werden in Deutschland verfolgt, auch wenn die Verbrechen im Ausland begangen wurden“, erklärte der Leiter der Berliner Mordkommission, Horst Brandt. Schutz für die Opfer fordert SPD-Vize Herta Däubler- Gmelin: „Menschen, die bei uns Schutz vor Krieg und Bürgerkrieg suchen, müssen sich darauf verlassen können, daß ihre Sicherheit gewährleistet ist.“ Sie verlangt einen sofortigen Stopp von Abschiebungen vergewaltigter Frauen aus den Bürgerkriegsgebieten. Die Zirndorfer „Anerkennungsstelle für ausländische Flüchtlinge“ hatte die Abschiebung mehrerer Frauen angeordnet, weil „Vergewaltigung“ und „Angst vor dem Krieg“ kein Asylgrund sind. Im Fall einer moslemischen Frau aus Bosnien, die von Serben vergewaltigt wurde, urteilte die Behörde: „...letztlich ist ihre Vergewaltigung asylunerheblich. Ein solches Vergehen ist grundsätzlich nicht politisch motiviert, sondern stellt eine „normale“ kriminelle Straftat dar...“ Däubler-Gmelin fordert darum: „Innenminister Seiters muß wegen der unmöglichen Haltung seiner Beamten dem Ausschuß für Frauen und Jugend Rede und Antwort stehen.“ Und: „Die Regierung soll endlich den B-Status für Bürgerkriegsflüchtlinge schaffen. Damit sie so lange Bleiberecht bekommen, bis sie ohne Gefahr wieder in ihre Heimat zurückkehren können.“ Tilmann Zülch, Vorsitzender der Gesellschaft für bedrohte Völker, fürchtet, daß Deutschland ein „Nebenkriegsschauplatz“ des Krieges in Ex-Jugoslawien werden könnte: „Schon einmal haben jugoslawische Terrorkommandos in Deutschland gemordet. In den 70er und Anfang der 80er Jahre haben sich titotreue Kroaten und Exilkroaten mit Bomben gejagt und umgebracht. Und ich sehe die große Gefahr, daß wir vielleicht sogar noch schlimmere Verhältnisse bekommen, wenn die Vertreibung der Moslems in Bosnien nicht rückgängig gemacht wird.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen