■ MediaBazaar: Immigranten protestieren
Berlin/Ludwigshafen (taz/AP) – Als „diskriminierende Vorgehensweise“ hat der türkische Fernsehsender TRT die bevorstehende Herausnahme seines Programms aus den meisten rheinland-pfälzischen Kabelnetzen bezeichnet (wegen der Zulassung immer neuer kommerzieller Sender wie Vox und RTL2 wird's im Kabel eng). „Damit wird in diesem Bundesland den Türken die Hauptinformationsquelle abgedreht“, sagte Zafer Ilgar, Generalbevollmächtigter von TRT in Berlin. TRT, das nach eigenen Angaben jeden Abend rund 400.000 Zuschauer in Deutschland erreicht, werde gegen diese Entwicklung mit allen Mitteln angehen.
Die Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter (LPR) in Ludwigshafen bestätigte, daß der türkische Sender in den folgenden Wochen die meisten seiner örtlichen Kanäle verlieren werde. Dies sei die Folge einer Rangfolgeregelung, die über die Vergabe der 27 verfügbaren Kanäle entscheide, sagte Sprecher Peter Behrens. Nach dieser Rangfolgeregelung hätten Programme, die in Rheinland-Pfalz über terrestrische Frequenzen künftig verfügten, Vorrang vor Satellitenprogrammen, Vollprogramme Vorrang vor Spartenprogrammen und deutschsprachige Sender Vorrang vor fremdsprachigen. Neben TRT würden auch Euronews und der britische Super Channel in Zukunft nicht mehr eingespeist.
Auch in Berlin haben Vertreter der etwa 160.000 türkischen EinwandererInnen in der Stadt gegen die Entscheidung des Medienrats protestiert, nach der sich die dortigen drei türkischen Kabelprogramme in Zukunft einen Kanal (statt vorher zwei) teilen sollen. Mit Bedauern zur Kenntnis genommen hat die türkische Gemeinde zu Berlin auch, daß im gerade neu gewählten Rundfunkrat des Senders Freies Berlin (SFB) kein türkischer Vertreter sitzt. Sämtliche Fraktionen des Abgeordnetenhauses seien rechtzeitig um eine Vertretung gebeten worden. Es sei „keine reale Politik, den Minderheiten in diesem Land keine Chancengleichheit“ einzuräumen. Ausländerfeindlichkeit sei „nicht mit einem Wunder aus der Welt zu schaffen“.
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