: Drohgebärde aus Thyssen-Chefetage
■ Trennung vom Stahl wird „nicht mehr ausgeschlossen“
Essen (AP) – Der Düsseldorfer Stahl-, Maschinenbau- und Handelskonzern Thyssen AG schließt einen Rückzug aus dem traditionellen Stahlgeschäft nicht mehr aus, falls die gegenwärtige Krise der Branchen noch längere Zeit andauert.
Eine andere Möglichkeit sei auch die Stillegung einer der beiden Warmbreitbandstraßen des Unternehmens, sagte der Vorstandsvorsitzende Heinz Kriwet bei der Vorstellung der Unternehmensbilanz 1991/92 in Essen. „Wir wollen uns nicht vom Stahl trennen“, versuchte der Manager zu beteuern. Doch dann stellte er fast ein Ultimatum: wenn nicht innerhalb dieses Jahres von der Politik Maßnahmen gegen wettbewerbsverzerrende Subventionen und Dumping eingeleitet würden, könnten die Umstände die Konzernspitze zum Handeln zwingen. Bereits vor einigen Wochen hatte Thyssen den Abbau von mehr als 8.000 Arbeitsplätzen im Stahlsektor bis Herbst 1994 angekündigt.
Vor zehn Jahren sei der Ausstieg aus der Stahlproduktion für Thyssen noch undenkbar gewesen. Doch inzwischen fühlt man sich in der Chefetage durch die Expansion in andere Unternehmensbereiche stark genug, „in Alternativen zu denken“. Der Vorstand müsse auch an die rund 100.000 Beschäftigten außerhalb der Stahlsparte und an die Aktionäre denken.
In den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres sank Kriwet zufolge der Thyssen-Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 14 Prozent auf acht Milliarden Mark. Vom Umsatzrückgang seien alle drei Unternehmensbereiche Stahl, Investitionsgüter und Verarbeitung sowie Handel und Dienstleistungen betroffen.
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