Mädchenhaus bald trägerlos?

■ Strammkraftchaos trifft Verein Mädchenhaus / Uhl-Ressort wiegelt ab

Petra Reinhardt, Organisatorin, Öffentlichkeitsarbeiterin und Finanzjongleurin des Vereins Mädchenhaus hat seit gestern keine Stelle mehr. Gekündigt wurde ihr nicht: Sie ist Anwärterin für die Stammkraftstelle, die dem Verein im Oktober 1991 schriftlich zugesagt worden ist. Bis gestern hatte sie keinen Bescheid, ob sie vom Arbeitsressort tatsächlich finanziert wird. „Am 5.Dezember haben wir einen Brief an Sabine Uhl geschrieben, in dem wir an die schriftliche Zusage erinnert haben, bis heute haben wir keine Antwort“, empört sich Petra Reinhardt. „Das ist ein politisch absolut unverantwortlicher Zustand. Es ist absurd, alle beziehen sich auf uns. Wir sind ein wichtiger Bestandteil des Versorgungsnetzes, aber es ist überhaupt nicht klar, ob unsere Arbeit abgesichert ist.“

Der Verein Mädchenhaus ist Träger der Wohngruppe und der Kriseneinrichtung, in der sexuell mißbrauchte Mädchen Schutz suchen können. Ohne Stammkraft hat der Trägerverein keine einzige bezahlte Stelle mehr. Dennoch arbeiten Mädchenhaus und Verein weiter. Schließlich, betont Petra Reinhardt, hätten sie einen Kooperationsvertrag mit dem Sozialressort, an den sie sich hielten. Doch beim Arbeitsressort vermißt sie diese Verbindlichkeit. „Warum können wir uns nicht auf die schriftliche Zusage verlassen? Bremen macht Schlagzeilen, wegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen, da ist doch zu erwarten, daß solche Projekte abgesichert werden!“ Zumal von einer Frauensenatorin, findet die Mädchenhausmitarbeiterin. Doch die Senatorin schweigt, und die Organisatorin verwendet 50 Prozent ihrer Zeit „darauf, die Existenz des Vereins zu sichern“.

„Das Elend gilt doch für alle Projekte“, tröstet Uhls Pressesprecher Jörg Henschen. Doch immerhin: „Vorbehaltlich der Senatsentscheidung“ in dieser Woche, werde die Stelle bis Ende des Jahres bewilligt, versichert Arbeitsstaatsrat Arnold Knigge. Ab dann ist wieder alles unsicher: „Wir reden jetzt über 93“.

Der Ampelkoalition war das Mädchenhaus so wichtig, daß es seine Absicherung in der Koalitionsvereinbarung zum frauenpolitischen Schwerpunkt erhob. Es solle um eine Anlauf- und Beratungsstelle erweitert werden, heißt es da. Für die Beratungsstelle gibt es seit 1992 einen Haushaltsposten, die Stellen sind bereits ausgeschrieben. Aber schon sieht Petra Reinhardt sie durch die neuen Sparvorschläge des Senats gefährdet. „Uns wurden 250.000 Mark zugesagt, das ist die Minimalausstattung. Jetzt kommt die Zehn- Prozent-Sense, und wir können uns auf nichts mehr verlassen.“ dir