: Gott ist ein Cowboy
Überlegen mit 52:17 gewannen die allmächtigen Dallas Cowboys die Super Bowl XXVII/ Buffalo Bills verloren ihr drittes Finale in Folge ■ Von Andreas Lampert
Gott hat seine Lieblingsmannschaft wiederentdeckt. Bei der Art und Weise, wie die Dallas Cowboys bei der 27. Super Bowl die Buffalo Bills mit 52:17 demütigten, kann es keinen Zweifel daran geben, wem der Allmächtige beim Getümmel um die Lederpille am liebsten zusieht. Die Legende der Cowboys erzählt nämlich, ihr heimisches Stadion, ein unsäglich häßlicher Betonklumpen, sei nur deshalb mit einem spielfeldgroßen Loch im Dach versehen, um der Gottheit freien Blick auf die Spielzüge der Texaner zu gewähren.
Darum war es nicht verwunderlich, daß am Sonntagabend im kalifornischen Pasadena den Cowboys so gut wie alles gelang, während den unglückseligen Bills das Pech an den Fingern klebte: die Rose Bowl, das Stadion am Rande von Los Angeles, in dem 1994 voraussichtlich auch das Endspiel der Fußball-WM stattfinden soll, ist eine offene Schüssel und bietet ausgezeichnete Sicht nach oben.
Dabei begannen die Mannen um den Buffalo-Quarterback Jim Kelly zunächst vielversprechend. Übermotiviert legten sie los und nutzten die durch Nervosität verursachten Fehler des jungen Teams aus Dallas. Von dem ungeheuerlichen Brimborium, den ein solches Endspiel mit sich bringt, ließen sie sich nicht mehr beeindrucken.
In den beiden Jahren zuvor hatten sie sich jeweils den heißbegehrten Ring vom Finger streifen lassen, ein drittes Mal sollte dies nicht passieren. Bereits die erste Angriffsserie konnte Bills-Runningback Thurman Thomas, der die ganzen letzten Wochen Schmähgeschichten über einen verlegten Helm aus dem Vorjahr über sich ergehen lassen mußte, mit einem Touchdown abschließen. Und auch die Defensive schien gut eingestellt.
Doch bereits gegen Ende des ersten Drittels ging die Munition der Bills zur Neige. Jim Kelly warf einen Paß, der von Dallas abgefangen wurde und einen Touchdown zur Folge hatte, wenig später unterlief ihm ein Ballverlust an der eigenen Endzone. Erneuter Touchdown, Dallas lag mit 14:7 vorne und die Stollen der Cowboyspieler begannen immer besser im grünlackierten Rasen des Spielfeldes zu greifen.
Obwohl sich Buffalo-Coach Marv Levy weiterhin zuversichtlich gab und nach Durchstöbern seiner zerfledderten Karteikarten auf risikoreiche Spielweise setzte, spürten seine Jungs den Fluch der vorangegangenen Jahre bereits im Nackenpolster. Als Quarterback Jim Kelly sich nach einer Attacke von Ken Norton Jr., dem Sohn des ehemaligen Box-Champs, das Knie verdrehte und in den Stadion-Katakomben verschwand, knirschte es bereits gewaltig im Angriffsgetriebe der Bills. Da konnte selbst der bibelfeste Ersatz- Quarterback Frank Reich nicht mehr viel ausrichten. Dallas punktete kurz vor der Halbzeit zweimal innerhalb von 15 Sekunden. Die Buffalo Bills waren von da an nicht mehr als müde Krieger.
Die Cowboys dagegen beherrschten das Spiel nach Belieben. Ihr Quarterback, der 26jährige Jungspund Troy Aikman, schickte seine gazellengleichen wide receiver in alle Richtungen aus und konnte fast jeden Paß anbringen. Wie von ferner Hand gesteuert, machte er keinen einzigen Fehler und konnte seinem Ruf, der Nachfolger Joe Montanas zu sein, in jeder Weise nachkommen.
Doch nicht nur der Spielmacher wurde mit dem Star der 49er verglichen. Das gesamte junge Team aus Dallas gilt als dasjenige, welches das Erbe des erfolgreichen Ensembles aus San Francisco antreten kann. Waren die 49er das Team der Achtziger, werden die Cowboys nach dem überzeugenden Super-Bowl-Sieg als die Mannschaft der Neunziger gehandelt. Den da oben wird's sicherlich freuen.
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