■ taz-intern: Auschwitz – deportiert
Eine schon seit Jahren in der taz-Redaktion währende Debatte brach in der gestrigen Redaktionskonferenz wieder auf. Anlaß bot die Seite 1 der gestern erschienenen Ausgabe, auf welcher oben rechts unter dem Titel „Auschwitz“ eine Reportage über den Besuch von Berliner Schülern in dem ehemaligen Vernichtungslager angekündigt wurde und direkt darunter mit der Überschrift „Deportiert“ ein Artikel der Anwältin Felicia Langer über die Verstöße Israels gegen das internationale Recht. Durch diesen Kontext, so wurde von einem Teil der Redaktion argumentiert, könnte der Eindruck erweckt werden, als wollten wir das Unrecht, das der Staat Israel Palästinensern zufügt, mit den unvergleichlichen NS-Verbrechen gleichsetzen und letztere damit verharmlosen.
Diese Absicht bestand natürlich nicht. Gleichwohl existiert in der Redaktion ein Dissens. Während unsere Nahost-ExpertInnen darauf bestehen, daß es für die unrechtmäßige Verbringung der Palästinenser in den Südlibanon keinen anderen rechtlich präzisen Terminus gibt und dieser auch international geläufig ist, sagen andere in der Redaktion, daß die eindeutige Konnotation des Begriffes „Deportation“ in Deutschland es einer deutschen Zeitung generell verbiete, ihn außerhalb des nazistischen Zusammenhangs zu verwenden. Erst recht wenn es sich um Aktionen des Staates Israel handle.
Dieser Dissens läßt sich nicht mit einem Kompromiß elegant überbrücken, die Diskussion geht also weiter. Vorerst bitten wir um Nachsicht für die in der Tat achtlose Aneinanderreihung oben genannter Begriffe. M.S.
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