piwik no script img

Lang Verschlossenes wird im Marstall ausgestellt

■ Akademie zeigt Ausstellung über französisches Internierungslager Gurs

Berlin. Die Ausstellung „Gurs – ein Internierungslager in Südfrankreich 1939–1943“ wurde am gestrigen Sonntag von Kultursenator Ulrich Roloff-Momin und dem Präsidenten der Akademie der Künste, Walter Jens, eröffnet. Sie ist bis zum 7. März im Marstall an der Straße Unter den Linden zu sehen.

In der vom dänischen Skovgaard-Museum in Viborg zusammengestellten Wanderausstellung werden Zeichnungen, Aquarelle und Fotografien aus der Sammlung von Elsbeth Kasser, die als Krankenschwester in Gurs gearbeitet hatte, sowie Texte von Internierten gezeigt.

Wie die Akademie mitteilte, ist diese Exposition „eines der ersten gemeinsam beschlossenen und vorbereiteten Projekte“ der jetzt vereinigten Kunstakademien der Stadt. Mit dieser Präsentation wolle die Akademie angesichts der gegenwärtigen Situation verdeutlichen, zu welchen Traditionen sie sich auch zukünftig bekenne. „Sie ist der Überzeugung, daß Gegenwart und Zukunft nur gestaltet werden können, wenn man sich der Vergangenheit erinnert“, heißt es in der Ankündigung der Ausstellung.

Im Camp de Gurs, dem größten der etwa 100 zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in Frankreich eingerichteten Lager, waren 60.000 Menschen aus allen Teilen Europas interniert – Flüchtlinge aus Spanien, die auf seiten der Republikaner im Bürgerkrieg gekämpft hatten, und „unerwünschte Ausländer“, die in Frankreich Exil gesucht hatten.

Aus Baden, der Pfalz und dem Saarland waren 6.500 Juden nach Gurs verschleppt worden, von wo aus ihr Weg nach einem Zwischenaufenthalt in einem Sammellager bei Paris 1942 nach Auschwitz führte.

Die 1992 verstorbene Schweizerin Elsbeth Kasser hatte von 1940 bis 1942 als Krankenschwester einer Schweizer Hilfsorganisation freiwillig in Gurs gearbeitet. Sie erhielt, manchmal im letzten Augenblick vor der Deportation, Aquarelle, Zeichnungen und Fotografien von Gefangenen zur Aufbewahrung, andere erwarb sie. Die etwa 200 Stücke umfassende Sammlung blieb ein halbes Jahrhundert nahezu verschlossen.

Erst durch Kontakte zu dänischen Kunstmuseen fand Frau Kasser den Mut, dieses Zeugnisse und Erinnerungen an Gurs öffentlich zugänglich zu machen.

Die Ausstellung in der Akademie-Galerie im Marstall kann dienstags bis sonntags in der Zeit von 10.00 bis 18.00 Uhr besichtigt werden. ADN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen