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Musik aus Sektion C

■ Klanginstallationen auf der Interface II: nur im Ansatz gelungen

: nur im Ansatz gelungen

Interaktion hieß das Zauberwort der Interface II. Das zweite internationale Symposium dieser Projektreihe der Kulturbehörde Hamburg konzentrierte sich auf das Medium Computer. Thema: die interdisziplinäre Verbindung zwischen Wissenschaft und Kunst. Die Ergebnisse wurden letztes Wochenende in der Hochschule für Musik und Theater vorgestellt.

Obwohl manche Werke nur die künstlerische Kargheit der Schöpfer zeigten, kann die Verbindung als gelungen bezeichnet werden. Die „Section C“ widmete sich dem Komplex „Musik - Maschine - Bilder“. Die Vorträge wirkten wie ein Live-Ausschnitt aus dem Studentenleben: Das Publikum saß im Hörsaal, vorne wurde doziert. Ein trockener Spaß.

Allein die Überlegungen des Desy-Mitarbeiters Hermann Heßling

1konnten das Publikum fesseln und zugleich erheitern. Der Quanten- Physiker brachte es fertig, die krach-trockene „Theorie der zellulären Automaten“ für die Kunst zu nutzen. So abstrakt und aberwitzig seine Überlegungen kamen, so simpel-naiv wirkten seine visuellen und tonalen Umsetzungen. Nette Ton- Harmonien interagierten mit bunten Bildern, die an Erläuterungen zur Chaos-Theorie erinnerten.

Weniger gelungen präsentierte sich die Computer-Klang-Installation des Neurologen Horst Prehn, die er zusammen mit dem Kunststudenten Werner Cee entwickelt hatte. Das große Apparate-Aufgebot des „braindrops“-Projekts sollte Ehrfurcht hervorrufen, doch diesem esoterischen Tingel-Tangel lag nur die Idee einer steuerbaren Mindmachine zugrunde. Getriggert von verschiedenen Körpersignalen

1wie Puls, Atmung und Muskelspannung sollte sich der Klang von auf Metall fallenden Wassertropfen ändern. Doch auch durch stärkstes Stirngerunzel ließen sich weder das meditative Klanggesäusel noch das rosa-hellgrüne Gewaber auf der Leinwand modulieren. Ein Fake?

Ähnlich entäuschten die Klangskulpturen des Physikers Peter Vogel. Filigran wirkende Metallstab- Gebilde erzeugten phasenverschobene Minimal-Klänge, sobald eine der eingebauten Photozellen einen Schatten registrierte. Diese interaktiven Konstruktionen können wohl eher als abgestandene „Ärzte- Kunst“ bezeichnet werden.

Auch die computergesteuerte Klang-Wand des Atonal-Musikers Achim Wollscheid und des Mathematikers Joachim Pense zeigte nichts Neues. Flackernde Stroboskop-Lampen interagierten in Abhängigkeit des Impuls-Musters mit einem Krach-Pool, der aus 22 verschiedenen Noise-Samples schöpfen konnte. Obwohl die Musikauswahl im Rahmen der Interface II mit Sicherheit die gewagteste darstellte - mit dabei waren Asmus Tietchens, P16D4, HNAS, Merzbow und Laura Kiauka - überzeugte die Installation leider nur wegen ihrer Brachialität.

Einzig der obligatorische Künstler-Vortrag zur Erläuterung des Werkes war einmalig: Wollscheid und Pense führten die bildungsbürgerliche Forderung nach Information ad absurdum, indem sie das Publikum bei der internen Besprechung ihres nächsten Werkes zuhören ließen. Auch das war Interaktion. Greta Eck

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