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Warten auf „Bill Godot“

■ Vance und Owen wollen rund 20.000 UN-Soldaten nach Bosnien schicken

New York (taz) – Am heutigen Mittwoch soll das „Warten auf Bill Godot“ ein Ende haben. Präsident Bill Clinton wird endlich die Politik seiner Regierung zu Bosnien verkünden. „Soll“, denn angesichts verschiedener Äußerungen der US-Administration ist nur allzu offensichtlich, daß die an der Formulierung der Politik beteiligten Vertreter von State Department, Weißem Haus, Pentagon und Sicherheitsrat bis zur Sitzung des UN-Sicherheitsrates am Montag keinen Konsens gefunden hatten. Da jedoch alle Beteiligten auf die Position der USA warten, konnte dieses Treffen dann auch nur wenig Neues bringen. Halbwegs neu ist lediglich, daß Vance und Owen jetzt erstmals offiziell den Vorschlag machen, zur Durchsetzung ihres Plans zwischen 15.000 und 25.000 UNO-Soldaten nach Bosnien zu entsenden. Diese sollen dort das militärische Flugverbot wie den Rückzug der schweren Waffen mit Luftstreitkräften überwachen und notfalls durch gezielte Luftangriffe auch durchsetzen. Damit machen sich die Unterhändler einen Vorschlag zu eigen, der auch von Clinton verkündet werden dürfte.

Und auch in einem zweiten Punkt kommen Vance und Owen den absehbaren Forderungen der US-Administration zumindest inoffiziell entgegen. Nach Auskunft ihres Sprechers Eckhard haben sie eine neue Variante ihrer Karte mit den Provinzgrenzen für Bosnien in der Tasche, die den Muslimen mehr Territorium einräumt. Die größte Sorge der Unterhändler ist, daß der in diesen Tagen zunehmend von den Russen unter Druck gesetzte Serbenführer Radovan Karadžić in richtiger Einschätzung der absehbaren Entwicklung die Ursprungskarte im letzten Moment doch noch akzeptiert. Um den Eindruck der eigenen Initiative zu verstärken sowie um Rußland einzubinden, wird in den USA erwogen, Vance und Owen nicht nur einen „Sonderbeauftragten“ Washingtons, sondern auch Moskaus zur Seite zu stellen. Andreas Zumach

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