■ Press-Schlag: Berti kokst
Aachen (taz) – 54 Teams meldeten sich für die im März beginnende Spielrunde der Bunten Liga in Aachen an, sieben mehr als 1992. Das ist Rekord – in Aachen und anderswo. Und gleich brachte die Pokalauslosung einen leibbetonten Knüller: Die „Begnadeten Körper“ treffen auf die „Füße Gottes“. Den schönsten Namen trägt die neue niederländisch-deutsche Elf „Wim Kieft, Berti Kokst“. Auf der Ligavollversammlung am Samstag beteuerten die Neuen, sie seien keine Drogendealer, sondern der Name sei „sehr rationalem Denken entsprungen“.
Ein Tagesordnungspunkt auf der ersten Versammlung ohne Ligarekordspieler Blickhäuser (Absenz wegen Gomera) war der Antrag, dem Papst als Ehrenmitglied der Liga (vgl. taz vom 11.3. 1992) „eine förmliche Rüge“ zu erteilen, weil er auf seiner jüngsten Afrikareise wiederum nur weltfremde Enthaltsamkeit als Mittel gegen Aids empfohlen hatte. Besondere Gesinnungs- und Gewissenskonflikte durchleidet in der Papstfrage Aachens Ex-Meister „Knallgas Strikers“, die von der Präser- Firma „London“ per Trikotaufschrift gesponsort werden. Doch überraschenderweise scheiterte das Begehren, Jo Paul II zu verwarnen, mit knapper Mehrheit. Die einen argumentierten sehr ernsthaft, es sei „illusionär, zu glauben, der Kerl würde sich wegen uns ändern, nur weil wir neuen Wirbel machen“; andere forderten, die Bunte Liga solle „solche politischen Themen mehr in den Hintergrund stellen. Laßt uns mehr Fußball spielen.“
Den Schreck über solch eindimensionale, DFB-hafte Sichtweise konnte indes die Debatte um den Kassenwart wieder ausgleichen. Die Kassenprüfer monierten „eine Finanzführung, die völlig schleierhaft und sehr nebulös vom ersten bis zum letzten Tag“ sei. Dennoch wurde, getragen von alttraditionellem, alternativem Geist, der Kassenwart mit nur einer Gegenstimme entlastet – und wiedergewählt. -müll-
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen