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Film Fest schon geplatzt?

■ Immer Ärger mit Felix / Wettlauf gegen die Zeit / Behörden und Filmleute im Clinch / Wer hat den Schwarzen Peter in der Hand

/Wer hat den schwarzen Peter in Händen?

Die Hamburger Filmpolitik wartet nicht erst seit heute mit einer besonderen Form von „Suspense“ auf. Für neueste Spannungen, allerdings nicht auf der Leinwand, sorgt weiterhin der europäische Filmpreis „Felix“. Am 20. Februar will der Vorstand der Europäischen Filmakademie entscheiden, ob der Preis in den nächsten Jahren in Hamburg vergeben werden soll. Nun aber hat die Kulturbehörde seinetwegen die Gelder für das diesjährige Film Fest, das aus dem Low Budget Film Forum und den traditionellen Kinotagen hervorging und im vergangenen Jahr zum ersten Mal stattfand, eingefroren.

Als Film-Büro-Chef Torsten Teichert nun 200000 Mark vorab für die Vorplanung des diesjährigen Film Festes benötigte, wurde ihm dieser Planungsvorschuß nicht gewährt, da man erst die Entscheidung der EFA abwarten wollte, so der Kulturbehördensprecher Hinrich Schmidt-Henkel.

Die Mühle der konzertierten Kulturbürokratie drohe sogar das Hamburger Film Fest 1993 komplett zu kippen, befürchtet AG-Kino-Chef Detlef Roßmann. Auch Torsten Teichert sorgt sich, daß die Zeit reichlich knapp werde, da zum Beispiel interessante Filme auf anderen Festivals landeten. „Die Zeit ist so knapp wie im letzten Jahr“, beruhigt Schmidt-Henkel. Und wie im vorigen Jahr muß im letzten Moment noch die Film Fest-Leitung gefunden werden.

Statt schon bei der letzten „Felix“-Verleihung im Dezember 1992, hatten die Hamburger Kulturbehörde, die Wirtschaftsbehörde und die Senatskanzlei erst Ende Januar 1993 der EFA in Berlin ein Angebot für die Ausrichtung des „Felix“ in Hamburg unterbreitet. Unabhängig davon, ob der nun an die Elbe kommt oder nicht, will sich die Kulturbehörde bis Mitte April Zeit lassen, um Modalitäten eines eventuellen Film Festes abzustecken. In der Film-Szene wächst derweil der Unmut über die behördliche Langsamkeit. „Wie im preußischen Obrigkeitsstaat“, fühlt sich Torsten Teichert behandelt, der der Kulturbehörde einen „Schlingerkurs“ attestiert. Zu Detlef Roßmann, Chef der AG Kino, des Verbandes der Programmkinos und Filmkunsttheater, die die Tradition der Kinotage in Hamburg einführte, nahm keine der drei beteiligten Hamburger Behörden überhaupt noch Kontakt auf. Roßmann fühlt sich verschaukelt. Die Behörde sieht sich jedoch

1selbst im Karussell der Sachzwänge: „Erst wenn die Entscheidung der EFA klar ist, reden wir mit allen Betroffenen“, so Juana Bienenfeldt von der Abteilung Filmförderung. Auf dem Senatsempfang der Kulturbehörde am vorigen Sonntag anläßlich der Filmfestspiele in Berlin wurden zwischen Kultursenatorin und Roßmann offene Worte ge-

1wechselt, so offen, daß sich Sprecher Schmidt-Henkel an dieses halbstündige Gespräch nur in nicht zitierfähiger Form erinnern mochte.

Ironie des Schicksals: Stehen in diesem Herbst die Zeise-Hallen-Kinos fürs Film Fest bereit, stellt sich jetzt die Frage, ob in diesem Jahr das Film Fest fertig wird. jk

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