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Quader vom Hennenhintern

■ Ausstellung von Georg Zimmers Umwelt-Bildern in der Kaifu-Galerie

Umwelt-Bildern in der Kaifu-Galerie

„Wir versuchen, die Leute wie Fische zu fangen“, erklärt Georg Zimmer. Der in Pommern geborene Maler hat noch Ideale: Er möchte die um sich greifende Umweltzerstörung aufhalten, die Menschen zur Natur zurückführen und sie um Mithilfe bei der Rettung der Erde bitten. Heute abend werden seine Bilder in der Kaifu Galerie zu sehen sein.

Keine normale Vernissage, wo er parlierend die Bilder abschreiten und Sekt trinken kann, erwartet den Besucher. Zimmer will Nüßchen servieren, um das Galerien- Volk mit der Natur vertrauter zu machen. Eine Vernissage-Performance mit dem Dichter Felix Schröder, dem Maler Gershom von Schwalfenberg und dem Schauspieler Christoph Leszczynski soll die Hilfe, derer die Welt und die Natur benötigt, noch verdeutlichen. Erdacht wurde die Aktion von dem Regisseur Ryszard Wojtyllo.

Georg Zimmer möchte mit seinen Werken und der Performance eine neue Perspektive eröffnen, die ein Weiterleben auf diesem Planeten ermöglichen könnte. Seine expressiven Bilder mit Titeln wie „Greenpeace“ oder „Ein blaues Lenkrad auf dem Meeresgrund“ – übrigens auch der Titel der Ausstellung – lassen alle Symbole der Umweltzerstörung erkennen: Mit grobem Strich, leuchtenden Farben und eckig-aufgekratzten Formen wird die vom Menschen deformierte Natur überdeutlich. Hühner sind zur formlosen Masse verkommen, die Eier, einst Fruchtbarkeitssymbol, kommen mittlerweile als Quader aus dem Hennenhintern.

Ein Selbstbildnis, das nach 15 Jahren erstmals aus dem Atelier geholt wurde, zeigt ihn mit wirr abstehenden weißen Haaren und goldenen Augen. „So sehe ich mich. Ich bin verwirrt“, erklärt Zimmer, der eine grundgut-goldene Einstellung zur Natur besitzt. Ums Verkaufen geht es dem Mann mit dem spröden Charme weniger: „Ich bin wohl dazu gezwungen.“

Auch Rüdiger Nehberg, der spinnenessende Überlebenskünstler, wird auf der heutigen Vernissage erwartet. Georg Zimmer fühlt sich ihm verbunden. „Der Mensch ist doch ein Teil der Natur“, zweifelt er die sogenannte Zivilisation an. Nehberg wird ihm Recht geben. Annette Bolz

Eröffnung: Heute abend, 19 Uhr, Kaifu-Art-Center, Bundesstraße 107, Eingang rechts neben dem Schwimmbad

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