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Konkurrenz hausgemacht

Der Wettkampf von Tjark Nagel und seinem Sohn Björn aus Friedrichskoog (Dithmarschen) beim  ■ Reitturnier in Neumünster

Kein Pardon für Familienväter gibt es derzeit beim Reitturnier in Neumünster. Björn Nagel, 15jähriger Youngster aus Friedrichskoog an der Außenelbe hat zur Jagd auf seinen Vater geblasen. Immer häufiger muß sich Tjark Nagel, bekannt auch als Teufelsreiter von Friedrichskoog, dem Sohnemann geschlagen geben. Am späten Donnerstagabend hatte Vater Nagel noch einmal Glück: Nach dem Stechen im Hauptspringen des Tages war der Sohn zwar zwei Zehntelsekunden schneller gewesen, ein Fehler am letzten Hindernis verwehrte dem Sohn aber die Ehre des Gesamtsiegs. Ein gutes Familienergebnis ist auch was wert, zumindest die Kasse stimmt, auch wenn der Haussegen so manches mal schiefhängt.

Die Konkurrenz ist hausgemacht. Von Kindesbeinen an hat der jetzt 15jährige den Reitsport gepflegt, Talent kam dazu: Seit rund zwei Jahren ist er durch den Vater mit dem besten ausgestattet, was in Reiterkreisen als Pferdematerial bezeichnet wird — für die Holsteiner Carlando und Saran wurden schon mehrfach mehrere Einhunderttausend Mark geboten. „Das sind Pferde, die auch mir gut zu Gesicht stehen würden“, erklärt der Schüler.

Für Björn Nagel gibt es in Neumünster das Goldene Reitabzeichen — der Youngster kassiert die Ehrung für insgesamt zehn gewonnene S-Springen als jüngster Reiter überhaupt. In der schleswig-holsteinischen Kleinstadt wird er gefeiert, wie sonst keiner: In der stets ausverkauften Holstenhalle ist Björn Nagel der Lokalfavorit, der Jungstar wird gefeiert wie nicht einmal die Olympiasieger Ludger Beerbaum und Nicole Uphoff. Mittlerweile werden auch die Etablierten im Springsport aufmerksam: Mit düsterer Miene verfolgte ein ganzer Trupp von Olympiareitern gestern den ersten Start von Björn Nagel.

Vater Nagel überträgt das nötige Quentchen Ehrgeiz auf seinen Sprößling. Dem Bauern aus der Marsch fehlte immer noch der ganz große Erfolg — das Schlitzohr der Reiterszene hat keine Lobby in der Reiterzentrale in Warendorf. Bei den olympischen Spielen durfte er zwar anreisen, mußte dann aber seine Pferde im Stall lassen. Auch wenn andere schlechter waren, Nagel durfte nicht mitreiten. Ein Schicksal, das er, Tjark Nagel, seinem Sohn anscheinend ersparen will. „Natürlich bleiben Saran und Carlando in seinem Beritt“, lehnt er Kaufgesuche ab. Und Sohn Björn scheint nicht nur sportlich, sondern auch geschäftlich auf der Höhe zu sein — sein Ziel ist es Berufsreiter zu werden, also von seinem mit Passion ausgeübten Hobby zu leben. An der Großen Kohle, die auch (oder gerade) im Reitsport zu erlangen ist, darf er schon jetzt als Junior schnuppern.

ank

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